Hinterbliebene brauchen mehr Hilfe

Menschen sitzen um einen Tisch beim Hospizdienst in Bad Dürkheim und reden über Trauer.
epd-bild/Alexander Lang
Trauerbegleiter berichten, daß es für viele Menschen immernoch ein Tabu sei, über die Themen Sterben und Trauer zu sprechen.
Trauerbegleiterin rät
Hinterbliebene brauchen mehr Hilfe
Das Thema Sterben, Tod und Trauer ist immer noch ein Tabuthema. Die Trauerbegleiterin Kerstin Fleischer appelliert, trauernde Menschen besser in den Blick zu nehmen.

Menschen, die einen nahen Angehörigen verloren haben, fühlten sich oftmals einsam und mit ihren Gefühlen alleingelassen oder überfordert, sagt die Referentin für Hospiz- und Trauerarbeit des Bistums Speyer dem Evangelischen Pressedienst. Fleischer engagiert sich in der Begleitung und Beratung trauernder Menschen sowie in der Fort- und Weiterbildung ehrenamtlicher Trauerbegleiterinnen und -begleiter.

Das Thema Sterben, Tod und Trauer sei noch immer ein Tabuthema, sagt die katholische Theologin und Pastoralreferentin, die auch Referentin bei einer aktuellen Ausbildung der Ökumenischen Hospizhilfe Pfalz/Saarpfalz zur Trauerbegleitung ist. Doch gebe es mittlerweile in einem Netzwerk in der Pfalz und Saarpfalz zahlreiche Einrichtungen wie Trauergruppen oder -treffs, in denen trauernde Menschen gleich welcher Konfession oder Herkunft Hilfe fänden. Rund 110 Frauen und etwa 15 Männer engagierten sich als ehrenamtliche Trauerbegleiter in dem Netzwerk, zweimal im Jahr gebe es für sie einen Fortbildungstag.

Die Trauerbegleiter wollten für Menschen in einer Trauerphase in Gruppen- oder Einzelbegleitungen "ein Anker sein, an dem man sich festmachen kann", sagt Fleischer. Sie hörten zu, sprächen Mut zu, seien einfach da und stärkten damit Trauernde. Die Begleitungen seien in der Regel zeitlich begrenzt, in vielen Trauerfällen auf etwa sechs Monate bis zu einem Jahr. 

Trauer sei zwar keine Krankheit, könne aber krank machen, wenn Menschen sie nicht zuließen oder keine Unterstützung erhielten, sagte Fleischer. Bei der Bewältigung des Schmerzes könne auch der christliche Glaube helfen. Manche Trauernde hätten in ihrer schwierigen Lebenssituation "den Bezug zu Gott gefunden und sich getragen gefühlt", berichtet die Pastoralreferentin.

"Wir wollen Trauernden keine Ratschläge geben, sondern sie zum Leben begleiten", sagt Christa Hoffmann. Gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen betreut sie Trauergruppen und einen offenen Trauertreff, die beim Hospizdienst der AWO Pfalz in Bad Dürkheim angeschlossen sind. "Wir wollen Betroffenen zuhören, was sie wollen, ihnen aber nichts überstülpen", ergänzt ihre Kollegin Ute Krämer-Frietsch.

Für viele Menschen sei es noch immer ein Tabu, über die Themen Sterben und Trauer zu sprechen, berichten die Trauerbegleiter. Ärzte, Kommunen oder Kirchengemeinden gäben Informationen über Trauergruppen. "Der erste Schritt muss aber von den Trauernden ausgehen", sagt Trauerbegleiterin Irmgard Banspach. Noch immer nutzten mehr Frauen als Männer die Angebote in Gruppen oder Einzelgesprächen, ergänzt Trauerbegleiter Erhard Reinholz. Wenn Trauernde doch nicht mehr "aus dem Loch herauskommen", vermittle man etwa psychologische Hilfe.

Auch Fragen von Glauben und Religion kommen in der Begleitung von Trauernden auf, berichten die vier Trauerbegleiter aus Bad Dürkheim. "Durch die Trauer öffnen sich manche spirituell", sagt Christa Hoffmann.

Auf die Treffen in ihren Trauergruppen und gelegentlichen Kontakten zu den Trauerbegleitern wollen die Lehrerin aus Grünstadt und der Ingenieur aus Haßloch nicht verzichten. "Ich kann nur jedem raten, Trauerbegleitung in Anspruch zu nehmen", empfiehlt die Lehrerin.