Größte Pfadfinderschaft startet Forschungsprojekt zu Missbrauch

Größte Pfadfinderschaft startet Forschungsprojekt zu Missbrauch

Mönchengladbach (epd). Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) hat ein Forschungsprojekt gestartet, um sexuellen und geistlichen Missbrauch im Verband aufzuarbeiten. Unter der Leitung von Erziehungswissenschaftlern der Universitäten Marburg und Gießen solle ermittelt werden, in welchem Ausmaß Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt sowie spiritueller Missbrauch in der DPSG stattgefunden hätten, teilte der Verband am Mittwoch in Mönchengladbach mit. Betroffene und Zeugen seien aufgerufen, sich bei dem unabhängigen Forschungsteam zu melden. Es solle zeitnah eine unabhängige Anlaufstelle eingerichtet werden.

Lange Zeit habe es in der DPSG keine Kultur des Redens über diese Übergriffe gegeben, räumte der DPSG-Bundesvorsitzende Joschka Hench ein. Ziel des Forschungsprojekts sei es, Täter zur Verantwortung zu ziehen, Fehler zu erkennen und langfristig konsequenten Schutz für alle Mitglieder zu gewährleisten, erklärte DPSG-Kinder- und Jugendschutzreferentin Jasmin Krannich. Dazu sei die Beteiligung Betroffener an dem Forschungsprojekt entscheidend. Bislang gebe es auf Bundesebene 64 dokumentierte Missbrauchsfälle. „Wir gehen aber davon aus, dass es eine weitaus höhere Dunkelziffer gibt.“ Derzeit würden weitere Fälle gesammelt. Ergebnisse des Forschungsprojekts werden im nächsten Jahr erwartet.

Die DPSG ist nach eigenen Angaben mit rund 80.000 Mitgliedern der größte Verband von Pfadfinderinnen und Pfadfindern in Deutschland. Die Pfadfinderschaft ist Mitglied im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Die rund 1.100 Ortsgruppen sind in der Regel an katholische Pfarrgemeinden angegliedert. Der Verband arbeitet nach eigenen Angaben seit 2019 an Aufklärung und Prävention sexualisierter und spiritualisierter Gewalt in den eigenen Reihen.