Buchtipps zum Thema Roadtrips

Bücher liegen auf der Wiese wie ein Weg
© Laura Kapfer / Unsplash
Blick in die Literatur
Buchtipps zum Thema Roadtrips
Ein überstürzter Aufbruch, ein unklares Ziel, ein unsicheres Vehikel – es gibt vieles, was einen klassischen Roadtrip auszeichnen kann. Sicher ist: Das Gefährt des modernen Helden auf seiner Reise ist das Auto. Das Evangelische Literaturportal stellt heute drei Romane vor, in denen sich die Protagonist:innen genau so auf ihre Heldenreise begeben. 

Nach vorn, nach Süden

Außenseiterin Lena erhält dank eigenem Auto und Führerschein die Chance, endlich von den anderen wahrgenommen zu werden.

So richtig gehört sie nicht zu der Clique von Aushilfen, die regelmäßig auf dem Hinterhof des Penny-Marktes abhängt, vor der Arbeit, nach der Arbeit und manchmal auch währenddessen. Die 18-jährige Ich-Erzählerin Lena wird von allen Entenarsch genannt, ein Name, den ihr Jo gegeben hat, der seit Monaten verschwunden ist. Als Marie, seine Ex-Freundin, beschließt, sich auf die Suche nach ihm zu machen, schlägt Lenas Stunde. Obwohl sie alles andere als spontan und abenteuerlustig ist, macht sie sich mit Marie und Can, ihrem heimlichen Schwarm, auf den Weg, denn sie ist die einzige, die einen Führerschein, ein Auto und ein wenig Erspartes besitzt. Ohne Klimaanlage und bei brütender Hitze folgen sie der Poststempel-Route von Jos Ansichtskarten nach Süden. Es wird ein Roadtrip, der Lena einiges abverlangt. Sie muss nicht nur lernen, trotz schweißnasser Hände das Lenkrad zu halten, sondern auch, dass Ehrlichkeit und Freundschaft einem viel Mut abverlangen. Eine packende Coming-of-Age-Geschichte. Ein schöner, empfehlenswerter Roman über Identitätssuche und Anderssein, mit gut gezeichneten, unkonventionellen Figuren. Geeignet für Jugendliche und junge Erwachsene ab 15 Jahren. 
Heike Nickel-Berg 

Jäger, Sarah: Nach vorn, nach Süden. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. 2020. 223 S. ISBN 978-3-499-00239-7, geb.: 18 Euro

Koller

Liebe, Selbstbestimmung und die Macht von Begegnungen.

Chris und Koller begegnen sich im Park und fühlen sich sofort gegenseitig angezogen. Schnell beschließen sie, gemeinsam in einem alten Polo ans Meer zu fahren, doch die Fahrt entwickelt sich völlig anders als gedacht und wird zu einem abenteuerlichen Roadtrip. Erst besuchen die beiden gegensätzlichen jungen Männer Kollers Schwester Birte in Ludwigsburg, dann verschlägt es sie ins Ahrtal, wo gerade die Flutwelle alles zerstört hat. Doch endlich erreichen sie auch ihr eigentliches Ziel Klütz. Wie die Schöpfungsgeschichte ist Annika Büsings zweiter Roman aufgebaut: er spielt an 7 aufeinander folgenden Tagen. Neben der Liebesgeschichte von Koller und Chris, spielen die Natur und das Klima mit seiner Veränderung eine große Rolle. Während Koller extrovertiert seinen Gefühlen Lauf lässt, ist Chris reflektiert und zurückhaltend. Mit tiefen Einblicken in die Herkunft der Freunde, schöner klarer Sprache und vielen klugen Gedanken besticht der Roman und endet mit den Worten "Und siehe, es ist alles sehr gut". Nach dem aufsehenerregenden Debüt "Nordstadt" legt Büsing einen weiteren äußerst lesenswerten Roman voller Emotionen und überraschenden Ereignissen vor. 
Stefanie Drüsedau 

Büsing, Annika: Koller. Göttingen: Steidl 2023. 174 S. ISBN 978-3-96999-196-1, geb.: 20 Euro

Lincoln Highway

Vier Freunde auf einer abenteuerlichen Reise quer durch Amerika.

Durch einen dummen Zufall wurde der 18jährige Emmett in eine Prügelei verwickelt, bei dem sein Kontrahent unglücklich fiel und starb. Als er im Sommer 1954 aus dem Jugendgefängnis entlassen wird, wartet auf der elterlichen Farm in Nebraska nur noch sein kleiner Bruder Billy auf ihn. Die Mutter hat die Familie vor Jahren verlassen und der Vater starb inzwischen an einer Krankheit. Da die Farm mit Schulden belastet ist, verkauft Emmett sie und macht sich zusammen mit seinem Bruder in seinem Studebaker auf Richtung Lincoln Highway nach Kalifornien. Dort hoffen die beiden ihre Mutter zu finden. Im letzten Moment vor der Abreise tauchen zwei Freunde von Emmett aus dem Gefängnis auf, Woolly und Duchess. Die beiden wollen gerne mitfahren, haben aber ein anderes Ziel vor Augen, das in entgegengesetzter Richtung liegt. In den nächsten 10 Tagen erleben die vier Jungen zahlreiche Abenteuer, werden voneinander getrennt, finden sich wie durch Zufall wieder, lernen Nonnen, Pastoren, Zugreisende und Schauspieler kennen und es scheint immer unwahrscheinlicher, dass irgendjemand sein Ziel erreicht.
Ein bewegender und mitreißender Roman, bei dem man mit den vier vaterlosen Jungen im Amerika der 50er Jahre mitfiebert und manchmal am liebsten selbst eingreifen möchte, um zu helfen. 
Lina Francke-Weltmann 

Towles, Amor: Lincoln Highway. Roman. Amor Towles. Dt. von Susanne Höbel. München: Hanser 2022. 574 S. ISBN 978-3-446-27400-6, geb.: 26 Euro

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