US-Abtreibungsgegner planen Großkundgebung in Washington

US-Abtreibungsgegner planen Großkundgebung in Washington

Washington (epd). Tausende Abtreibungsgegner wollen sich am Freitag in Washington zum 51. „March for Life (Deutsch: Marsch für das Leben)“ versammeln. Der katholisch geprägte „March for Life“ gilt als die bedeutendste US-Veranstaltung gegen Schwangerschaftsabbruch. Er lege Zeugnis ab für die „Tragödie der Abtreibung“ und trete für „mehr Schutz für Frauen und Ungeborene“ ein, sagte die Präsidentin des „March for Life“, Jeanne Mancini.

Das Abtreibungsrecht ist in der US-Politik seit Langem Ausgangspunkt für Kontroversen. Abtreibungsgegner erzielten im Juni 2022 einen politischen Erfolg, als das Oberste Gericht das als „Roe v. Wade“ bekannte Urteil aus dem Jahr 1973 aufhob. Deshalb dürfen nun die einzelnen 50 US-Bundesstaaten Schwangerschaftsabbrüche verbieten und regulieren. Laut der Zeitung „New York Times“ gelten in 21 Staaten gegenwärtig restriktivere Regeln, als das „Roe“-Urteil zuließ. In vierzehn Bundesstaaten ist Abtreibung mittlerweile verboten.

Eine umfassende Änderung konnten die Abtreibungsgegner allerdings nicht durchsetzen. Mehrere Staaten haben Abtreibung erleichtert. Nach Darstellung des Familienplanungsinstitutes „Guttmacher Institute“ sind die USA bei Schwangerschaftsabbrüchen „fragmentiert und polarisiert“. Jede fünfte Frau reist demnach in einen anderen Bundesstaat, um dort einen medizinischen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen.

Nach Einschätzung des Verbands „Society of Family Planning“ sind in Kliniken und von Ärzten durchgeführte Schwangerschaftsabbrüche in restriktiven Staaten drastisch zurückgegangen, in vielen anderen Staaten jedoch gestiegen. Insgesamt sei die monatliche Zahl klinischer Abtreibungen im Juni 2023 mit 89.000 um 4.000 höher gewesen als im Juni 2022, dem Monat des Gerichtsurteils. Nicht eingerechnet seien medikamentöse Abtreibungen.

Mancini bedauerte im katholischen Informationsdienst „OSV News“, es sei noch nicht gelungen, eine „Kultur des Lebens“ zu schaffen angesichts der „deutlich mehr als 900.000 Abtreibungen jedes Jahr und der großen Verwirrung bei der Frage“. In den Staaten Kansas, Ohio, Vermont, Kalifornien, Kentucky und Michigan haben Wählerinnen und Wähler bei Referenden für den Schutz des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch gestimmt.