Mangel an Aids-Medikamenten

Mangel an Aids-Medikamenten

Berlin (epd). In Deutschland gibt es offenbar derzeit nicht genug Medikamente zur HIV-Prävention, um alle Patienten zu versorgen. Knapp 90 Prozent der deutschen HIV-Schwerpunktpraxen seien von Lieferengpässen bei Aids-Medikamenten betroffen, erklärte die Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger HIV-Mediziner am Dienstag in Berlin. An einer entsprechenden Umfrage nahmen demnach Ende vergangenen Jahres 155 von 300 Mitgliedern des Verbands teil.

Dabei gehe es um die Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil als einzigem Mittel, das für die HIV-Prophylaxe zugelassen sei. Die Mehrheit gab demnach an, dass nur noch reduzierte Packungsgrößen herausgegeben werden können (rund 56 Prozent). Mehr als ein Drittel meldete, dass Nutzer die regelmäßige Einnahme der Mittel unterbrechen mussten (36 Prozent). Da sich in Deutschland derzeit knapp 40.000 Menschen mit der Präexpositionsprophylaxe vor HIV schützten, sei angesichts des Mangels ein Anstieg der Neuinfektionen unvermeidlich.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte habe bei einem Treffen mit Verbänden angekündigt, zu prüfen, ob Hersteller im Ausland wirkstoffgleiche Medikamente mit europäischer Zulassung für den Gebrauch in Deutschland verfügbar machen können. Zudem wolle es mit dem Bundesgesundheitsministerium die Erklärung eines Versorgungsmangels prüfen, um weitere Maßnahmen zur Beschaffung der Medikamente einzuleiten. Eine offizielle Anerkennung des Versorgungsmangels könne langfristig dazu beitragen, das strukturelle Problem anzugehen.