Santiago de Chile, Buenos Aires (epd). Nach dem Amtsantritt des ultraliberalen Präsidenten Javier Milei nimmt die Armut in Argentinien weiter zu. Wie die Behörden am Montag (Ortszeit) mitteilten, sind die Lebenshaltungskosten über den aktuellen Mindestlohn von umgerechnet 150 Euro gestiegen. Ein vierköpfiger Haushalt muss demnach umgerechnet etwa 500 Euro verdienen, um alle Grundbedürfnisse mit Ausnahme der Miete zu zahlen. Im Vergleich zum Vormonat ist der Wert um 27 Prozent gestiegen.
Die monatliche Inflationsrate in dem südamerikanischen Land lag zuletzt bei mehr als 25 Prozent. Seit dem Amtsantritt Mileis Mitte Dezember sind die Löhne nicht mehr gestiegen. Laut einem Bericht des Fernsehsenders TN will die Regierung frühestens Ende Januar über eine Erhöhung des Mindestlohns beraten. Für Staatsangestellte ist das Gehalt laut Milei bis auf Weiteres eingefroren.
Angesichts der wachsenden Armut forderten mehrere zivilgesellschaftliche Organisationen ein Notgesetz zur Nahrungsmittelversorgung. Die Föderation „Somos Barrios de Pie“, die Suppenküchen in Argentinien betreibt, äußerte sich besorgt. Aufgrund der hohen Nachfrage und fehlender Unterstützung seien die Töpfe leer, sagte die Sprecherin Norma Morales der Zeitung „Página 12“.
Staatschef Milei verfolgt seit seinem Amtsantritt eine Schocktherapie, um die seit Jahren andauernde Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen. Dafür hob er per Dekret staatliche Preisgrenzen auf, strich Subventionen und verschiedene Gesetze zum Arbeitsschutz. Die Opposition läuft Sturm gegen die Reformen. Für den 24. Januar ruft die größte Zentralgewerkschaft CGT zu einem Generalstreik auf, den die Regierung durch Polizeimaßnahmen teilweise unterbinden will.