Papst kritisiert Waffenindustrie als "Drahtzieher des Krieges"

Papst kritisiert Waffenindustrie als "Drahtzieher des Krieges"
Papst Franziskus prangert in seiner Weihnachtsbotschaft den Umgang mit der Waffenindustrie an. Entsetzt zeigt er sich über die Lage in den Kriegsgebieten der Welt, vor allem im Nahen Osten - eine Sorge, die auch deutsche Kirchenvertreter umtreibt.

Rom, Frankfurt a.M. (epd). Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft den Umgang mit der Waffenindustrie kritisiert. Um „Nein“ zum Krieg zu sagen, müsse man „Nein“ zu den Waffen sagen, sagte der Papst am ersten Weihnachtsfeiertag in Rom. „Wie kann man von Frieden sprechen, wenn Produktion, Verkauf und Handel von Waffen zunehmen?“, fragte Franziskus von der Loggia der vatikanischen Basilika aus, bevor er den traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ erteilte. Laut vatikanischem Presseamt waren an diesem Montag rund 70.000 Menschen auf den Petersplatz gekommen.

„Die Menschen, die keine Waffen, sondern Brot haben wollen, die sich abmühen, um über die Runden zu kommen und um Frieden bitten, wissen nicht, wie viel öffentliches Geld für Rüstung ausgegeben wird“, sagte Franziskus. Doch genau darüber solle man sprechen und schreiben, damit die Interessen und Gewinne derer bekannt würden, „die die Drahtzieher der Kriege sind“.

In den Mittelpunkt seiner Weihnachtsansprache stellte das Oberhaupt der katholischen Kirche die Kriege und Konflikte auf der Welt. Im Vordergrund stand dabei die Situation im Nahen Osten. „Ich trauere im Herzen um die Opfer des verabscheuungswürdigen Angriffs vom 7. Oktober“, sagte Franziskus mit Blick auf den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel an diesem Tag. Er erneuerte seinen „dringenden Appell für die Freilassung derjenigen, die noch immer als Geiseln festgehalten werden“.

Der Pontifex hatte am Freitag den Kurienkardinal Konrad Krajewski nach Israel gesandt, um den Menschen im Heiligen Land die Nähe des Papstes zu bekunden. Auch flehe er darum, „dass die Militäroperationen mit ihren entsetzlichen Folgen unschuldiger ziviler Opfer eingestellt werden“, sagte das Oberhaupt am Montag. Das Eintreffen von Hilfslieferungen müsse ermöglicht werden. Neben dem Krieg in Israel erinnerte Franziskus am Montag auch an jenen in der Ukraine und die Lage in den zahlreichen anderen Konfliktregionen der Welt, wie in Syrien, dem Jemen oder im Südsudan.

Der traditionelle Papst-Segen „Urbi et Orbi“ - „der Stadt Rom und dem Erdkreis“ - ist eines der bekanntesten Rituale der katholischen Kirche. Er wird zu Weihnachten und zu Ostern gespendet. An Weihnachten feiern Christen aus aller Welt die Geburt Jesu, die nach biblischer Überlieferung in einem Stall in Bethlehem vor mehr als 2.000 Jahren stattfand.

Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, fühlt sich nach eigenem Bekunden an die Umstände von vor 2.000 Jahren erinnert: „Weihnachten in diesem Jahr ist wahrscheinlich von der Grundsituation sehr nah an dem, was damals passierte: besetztes Land, Soldaten, Mord und Totschlag“, sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR).

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof, Georg Bätzing, zeigte sich in seiner Weihnachtspredigt überzeugt, dass Gott um die Zerrissenheit und die Zerwürfnisse, um all' das Leid und die menschliche Schuld wisse. „Darum hat er sein eigen Fleisch und Blut investiert, seinen Sohn“, sagte er laut Predigtmanuskript am ersten Weihnachtstag im Limburger Dom. „Wenn Sie mich fragen, wie ich Weihnachten auf den Punkt bringe, dann sage ich: Jesus - Gottes Ehrenwort“, erklärte Bätzing.