Sozialpsychologin sieht Versäumnisse bei Bildung gegen Antisemitismus

Sozialpsychologin sieht Versäumnisse bei Bildung gegen Antisemitismus

Köln (epd). Die Sozialpsychologin Beate Küpper hat die Art der Auseinandersetzung mit Antisemitismus in Deutschland kritisiert. Geschichtsunterricht über die Vergangenheit sei zwar wichtig, sagte Küpper am Dienstag dem Radiosender WDR5. Aber als „Unterricht gegen Antisemitismus“ reiche dies nicht aus. Hier sei einiges versäumt worden.

„Solange wir als Gesamtgesellschaft nicht wirklich dazu bereit sind, uns mit unserem eigenen Antisemitismus zu beschäftigen und hier auch unangenehme Fragen zu den eigenen Erbschaften und den eigenen kulturellen Erzählungen zu stellen“, werde das Problem weiter präsent bleiben, mahnte die Professorin für Soziale Arbeit von der Hochschule Niederrhein. So zeige etwa die sogenannte Mitte-Studie, dass die klare Ächtung von Antisemitismus zurückgehe und antisemitische Einstellungen auch unter jungen Menschen mehr verbreitet seien als früher. Küpper ist Mitautorin der Studie.

Mit Blick auf Antisemitismus unter Muslimen in Deutschland, der sich aktuell auf pro-palästinensischen Demonstrationen zeige, sagte die Sozialpsychologin, es fehle bisher an einer repräsentativen Studie zu dem Thema. Hinweise aus kleineren Studien deuteten zwar darauf hin, dass antisemitische Vorstellungen unter Muslimen in Deutschland stärker verbreitet seien als in der Durchschnittsbevölkerung. Doch dabei spiele auch die Herkunftsregion eine Rolle.

So seien etwa in Ländern des Nahen und Mittleren Ostens auch Christen deutlich antisemitischer. „Und das ist kein Wunder“, sagte Küpper. „Das sind Länder, in denen Antisemitismus von Kindheit an gelernt wird. Und wir wissen ja nun in Deutschland aus der Zeit des Nationalsozialismus, wie das geht.“ Alle gesellschaftlichen Gruppen müssten sich stärker und kritischer mit Judenfeindlichkeit auseinandersetzen, mahnte die Sozialpsychologin.