Umstrittenes Reformationsfenster wird eingeweiht

Kirchenfenster in der Marktkirche
© epd-bild/Jens Schulze
Nun hat die Marktkirche in Hannover ihr Reformationsfenster.
Nach sieben Jahren
Umstrittenes Reformationsfenster wird eingeweiht
Am Reformationstag ist es soweit: Nach mehr als sieben Jahren ist das mehr als 13 Meter hohe Reformationsfenster in die evangelische Marktkirche Hannover eingebaut und wird eingeweiht. Altkanzler Gerhard Schröder wollte der Kirche das Fenster des Künstlers Markus Lüpertz schenken. Wegen Schröders Nähe zu Putin steckte die Marktkirche die von ihm gesammelten Gelder aber lieber in einen Ukraine-Fond. Ob Schröder und Lüpertz auch zu der Einweihung kommen werden?

In der evangelischen Marktkirche in Hannover sind die Arbeiten für Einbau des  Reformationsfensters vollständig abgeschlossen. Handwerker entfernten am Montag die riesige Plastikplane, die das Kircheninnere bislang vor Baustaub geschützt hatte. Das umstrittene Kunstwerk von Markus Lüpertz ist nun komplett sichtbar. Von außen ist es durch Sicherheitsglas geschützt. Das Fenster soll am Reformationstag (31. Oktober) mit einem Gottesdienst und einem Festakt eingeweiht werden. Die Kosten stiegen im Laufe von sieben Jahren auf 208.000 Euro.

"Ich freue mich, dass es nun geschafft ist", sagte Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes am Montag. "Unsere Kirche darf und muss sich verändern. Und wenn sie sich so verändert, herausfordernd, aufregend und anregend, dann finde ich das gut." Zur Einweihungsfeier werden rund 600 Besucher:innen erwartet. Wegen des großen öffentlichen Interesses überträgt die Marktkirche den Gottesdienst auch auf ihrer Internetseite.

Das Buntglasfenster an der Südfassade der spätgotischen Backsteinkirche hatte für heftige Kontroversen gesorgt. Es war ursprünglich von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angeregt worden, einem Freund von Lüpertz.

Das umstrittene Reformationsfenster für die Marktkirche in Hannover wurde in der Glasmanufaktur Derix hergestellt.

Schröder hatte dafür Spenden in Höhe von 135.000 Euro bei Institutionen und Unternehmen gesammelt, bei denen er Vorträge gehalten hatte. Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine widmete die Marktkirche die Spenden wegen Schröders Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin allerdings um und steckte sie mit Zustimmung der Spender in einen Ukraine-Fond.

Zuvor hatte es einen zweijährigen Rechtsstreit um das veränderte Erscheinungsbild der Kirche gegeben, der bis zum Oberlandesgericht Celle führte und dort mit einem Vergleich endete. Das Fenster zeigt unter anderem eine große weiße Figur, die Martin Luther (1483-1546) darstellen soll, sowie Motive zur Reformation. Die ungewöhnliche und zum Teil provokante Bildsprache von Lüpertz stieß bei manchen Bürgern auf deutlichen Widerspruch. Die Marktkirche berichtete jedoch auch von viel Zustimmung.