Weihnachtsbräuche aus aller Welt

Beleuchtetes Haus in Los Angeles
© Anja Schäfer
In den USA wird mehr Zeit und Mühe auf die Gestaltung des Hauses und des Gartens verwendet, als die Wohnung festlich zu schmücken. Weitere Adventsbräuche hat evangelisch.de zusammengetragen.
USA, England oder Slowakei
Weihnachtsbräuche aus aller Welt
In der Redaktion von evangelisch.de haben viele Familie oder Freunde auch außerhalb Deutschlands. Wir stellen ihnen vor, welche Weihnachtsbräuche dort Bedeutung haben.

USA - Elfen, Mistelzweige und hässliche Pullover

In den Vereinigten Staaten beginnt die Weihnachtssaison mit dem Thanksgiving Day, der am vierten Donnerstag im November gefeiert wird. Der für Deutschland typische Adventskranz mit seinen vier Kerzen darauf, sei es gebunden mit Tannengrün oder als modernes Gesteck, hat in den USA keine Tradition. Stattdessen wird zu Beginn der Vorweihnachtszeit schlicht ein Kranz mit roter Schleife zumeist von außen an die Haustüre gehängt. Aufwendige Adventsdekorationen wie bei uns in der Wohnung sind ebenfalls eher selten. Dafür holen sich die Menschen in Amerika ihren geschmückten Weihnachtsbaum schon viel früher ins Haus. Oft unmittelbar nach Thanksgiving. 

Viel mehr Zeit und Mühe werden in den USA auf die Gestaltung des Hauses und des Gartens verwendet. Lichterketten an Zäunen und Dächern, wippende Schneemänner, winkende Santa Clauses in allen Ausprägungen, illuminierte Rentiere, Schlitten und überhaupt alles, was glitzert und funkelt, verwandelt manche Straßen in ein gleißendes Weihnachtswunderland. Nahezu überall begegnet man in diesen Wochen in den Städten Santa Claus auch in "echt". Für viele Amerikaner ein lukrativer saisonaler Job. Das Christkind ist dagegen so gut wie nirgends anzutreffen.

The Elf on the Shelf

Immer mehr Anhänger:innen findet eine recht junge Tradition in den USA. Kleine rotbemützte Elfen tauchen im Dezember plötzlich in den Häusern auf. Jeden Tag an einem anderen Platz. Nachts fliegen sie zurück zum Nordpol und berichten Santa Claus, ob sich die Kinder gut benommen haben. Diese dürfen den Elf nicht anfassen und nicht mit ihm sprechen, aber sie können ihn jeden Tag aufs Neue suchen. Eltern denken sich dafür spannende Plätze aus und freuen sich zusammen mit ihrem Nachwuchs auf das heitere tägliche Versteckspiel. Natürlich soll dieser Brauch auch dafür sorgen, dass die Vorweihnachtszeit durch das gute Benehmen der Kinder friedvoller wird. Ausgedacht hat sich das Carol Aebersold mit ihrer Tochter Chanda Bell, festgeschrieben in dem Kinderbuch "The Elf on the Shelf: A Christmas Tradition". 

Ugly statt Jingle Bells Sweater

Kurz vor Weihnachten tragen dazu immer mehr Menschen in den USA einen "Ugly Christmas Sweater" oder auf Deutsch gesagt, einen hässlichen Weihnachtspullover. Eine Idee, die in den 50-er Jahren unter dem Namen "Jingle Bell Sweaters" noch mit schönen Weihnachtsmotiven entstand, rasch wieder verschwand und erst in den 80-er Jahren ein überarbeitetes Comeback erlebte. Beteiligt daran war unter anderem der TV-Charakter Cliff Huxtable aus der "The Cosby Show" der Weihnachtspullover mit schrägen Motiven anzog.

Kurz vor Weihnachten tragen dazu immer mehr Menschen in den USA einen "Ugly Christmas Sweater", einen möglichst geschmacklosen Pullover. Diese Tradition wurde durch Kino und Fernsehserien zum Modetrend.

Als im Jahr 2001 der Schauspieler Colin Firth in dem Film Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück in einem Weihnachtspullover mit einem Elch Kopf darauf auftrat, wurde der seltsame Weihnachtspulli Trend. Seit 2010 bringen sogar bekannte Labels ihre eigene hässliche Weihnachtspullover-Kollektion heraus.

Kuss unterm Mistelzweig

Abgesehen von Elfen und Pullovern spielen an Weihnachten der Kuss unter dem Mistelzweig sowie die Socken am Kamin eine tragende Rolle. Erstere verkaufen in Los Angeles Pfadfinder und spenden das Geld für einen guten Zweck. Die Tradition, seine Socken an den Kamin zu hängen ist vermutlich aus England mit den Einwander:innen in die USA geschwappt. Am Heiligabend schlussendlich stellen die Kinder in den USA einen Teller mit Keksen und ein Glas mit Milch für Santa Claus als Stärkung für die lange Nacht der Geschenkeauslieferung parat. Manchmal liegen heute sogar auch noch saftige Möhren für die hart arbeitenden Rentiere daneben.

Durchs Adventsfenster nach Großbritannien

Auch in Großbritannien gibt es eine Fülle von Bräuchen und Traditionen, die diese besondere Zeit des Jahres noch festlicher gestalten. Diese Adventsbräuche scheinen aus Einflüssen der USA und vom Kontinent entstanden zu sein und vereinen Klassiker aus beiden Kulturen.

Türchen für Türchen

Der Adventskalender ist in Großbritannien genauso populär wie anderswo auf der Welt. Kinder und Erwachsene öffnen an jedem Tag im Dezember bis zum 24. Dezember ein Türchen, hinter dem sich oft eine kleine Überraschung verbirgt. Ursprünglich stammt die Idee des Adventskalenders aus Deutschland, hat sich aber in Großbritannien zu einer festen Tradition entwickelt.

Adventskränze und -kerzen

In vielen britischen Haushalten werden Adventskränze mit vier Kerzen aufgestellt. Jede Woche im Advent wird eine weitere Kerze angezündet, um die Ankunft von Weihnachten zu markieren. Die Kerzen symbolisieren die Hoffnung, den Frieden, die Freude und die Liebe, und das Entzünden jeder Kerze ist eine Gelegenheit, sich auf diese Aspekte des Festes zu besinnen.

Adventslieder und -konzerte

Musik spielt eine große Rolle in der britischen Adventszeit. Kirchen, Schulen und Gemeinden veranstalten Adventskonzerte und -gottesdienste, bei denen traditionelle Adventslieder gesungen werden. Klassiker wie "O Come, All Ye Faithful" und "Hark! The Herald Angels Sing" sind aus den Adventsfeiern nicht wegzudenken und schaffen eine besondere festliche Atmosphäre.

Weihnachtsmarkt mit "Glühwein" in Winchester, England.

Weihnachtsmärkte und -basare

Während der Adventszeit werden in ganz Großbritannien Weihnachtsmärkte und -basare veranstaltet. Diese Märkte bieten eine breite Palette von handgefertigten Geschenken, saisonalen Leckereien und Weihnachtsschmuck. Die Besucher können hier das perfekte Geschenk finden und in vorweihnachtlicher Stimmung bummeln.

Adventsfenster und -kalender

Eine besondere Tradition in einigen Regionen Großbritanniens sind die sogenannten "Adventsfenster." Jeden Tag im Dezember öffnet eine Familie ein geschmücktes Fenster ihres Hauses, das dann für alle in der Nachbarschaft sichtbar ist. Diese kreativen Fensterdekorationen tragen zur festlichen Stimmung bei und sind oft ein beliebter Anlaufpunkt für Gemeinschaftsaktivitäten.

Wohltätigkeit und Nächstenliebe

Die Adventszeit ist auch eine Zeit des Gebens und der Nächstenliebe in Großbritannien. Viele Menschen engagieren sich in Wohltätigkeitsorganisationen, sammeln Spenden für Bedürftige und unterstützen Hilfsprojekte. Dieser Gemeinschaftssinn und die Bereitschaft, anderen zu helfen, sind wichtige Elemente der Adventszeit.

Slowakei - Weihnachtstraditionen und Fasten

Die Slowakei ist ein christlich geprägtes Land und feiert Advent und Weihnachten ähnlich wie wir in Deutschland. Ein paar Unterschiede und besondere Traditionen gibt es dennoch. Bevor die Familie am Heiligen Abend zum Abendessen zusammenkommt, wird tagsüber gefastet. Die Kinder ziehen vorher von Haus zu Haus, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie klingeln an den Türen, singen christliche Weihnachtslieder und erhalten im Gegenzug Süßigkeiten zum Dank. Währenddessen bereiten die Zuhausegebliebenen das Abendessen vor.

Honig-Oblaten und Knoblauch

Gegen 18 Uhr treffen sich alle Familienmitglieder festlich gekleidet am Tisch. Zunächst wird gebetet. Danach gibt es als Vorspeise Oblaten mit Honig und Knoblauchzehen. Letzteres soll das Immunsystem unterstützen und dabei helfen, gesund und fit zu bleiben. Traditionell geht es danach weiter mit einer Sauerkraut-, oder – je nach Region - einer Bohnensuppe. Fisch steht anschließend auf dem Speiseplan – meistens Karpfen. Dazu gibt es Kartoffelsalat. Den Abschluss macht ein Kuchenbuffet.

In der Slowakei wird im Advent ein Apfel halbiert. Wenn der Apfelstern "gesund" ist und viele Kerne zu sehen sind, braucht man – so der Glaube - keine Angst vor der Zukunft zu haben.

Von Fischschuppen im Portemonnaie 

Wer möchte, kann anschließend einen Apfel halbieren. Wenn der Apfelstern "gesund" ist und viele Kerne zu sehen sind, braucht man – so der Glaube - keine Angst vor der Zukunft zu haben. Um im kommenden Jahr finanziell gut aufgestellt zu sein, legen sich manche Slowakinnen und Slowaken eine Fischschuppe des vertilgten Karpfens ins Portemonnaie. Ebenso soll Geld unter dem Tischtuch für reichlich Geldsegen im Folgejahr sorgen!
Nach dem Essen und der Bescherung durch das Ježiško, das Christkind, besuchen viele Slowakinnen und Slowaken zum Tagesabschluss die Christmette.