Pflege-Report: Qualität in Heimen regional sehr unterschiedlich

Pflege-Report: Qualität in Heimen regional sehr unterschiedlich
Der AOK-Pflegereport bestätigt anhand der Daten der Pflege- und Krankenkassen, dass die Versorgung in Pflegeheimen so unterschiedlich ist wie die Regionen in Deutschland. Zu den Qualitätsmängeln zählen zu häufige Gaben von Beruhigungsmitteln.

Berlin (epd). Bis zu zehn Prozent der Pflegeheimbewohner werden in einigen Regionen Deutschlands dauerhaft mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln behandelt. Das geht aus dem Pflege-Report 2023 hervor, den der AOK-Bundesverband am Dienstag in Berlin vorgestellt hat. In anderen Regionen sind es im Durchschnitt weniger als fünf Prozent. Besonders häufig ist die starke Verwendung von Beruhigungsmitteln den Daten zufolge in Nordrhein-Westfalen und im Saarland, wo 45 der 53 kreisfreien Städte und Landkreise auffällige Ergebnisse haben. Vorsichtiger werden die Mittel in fast ganz Ostdeutschland eingesetzt.

Jenseits der Durchschnittswerte sind die Unterschiede noch größer. Dem Report zufolge reicht die Spanne bei der dauerhaften Gabe von Schlaf- und Beruhigungsmitteln von 0,75 Prozent in einem Landkreis bis zu 25,2 Prozent in einem anderen. Schlaf- und Beruhigungsmittel können bei langer Einnahme abhängig machen und erhöhen bei alten Menschen die Sturzgefahr. Sie beeinträchtigen zudem das Lebensgefühl durch Angstzustände, Depressionen und Aggressionen. Der Qualitätsatlas Pflege, der am Dienstag parallel zum aktuellen Pflege-Report veröffentlicht wurde, liefert Pflege-Daten aus allen 400 kreisfreien Städte und Landkreisen in Deutschland im regionalen Vergleich.

Bei den Krankenhauseinweisungen sind die Unterschiede ebenfalls erheblich. Auffällig häufig, nämlich bis zu 12,5 Prozent der dementen Heimbewohner werden in Landkreisen in Bayern, Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen wegen Flüssigkeitsmangel in ein Krankenhaus eingeliefert, während das in Landkreisen bzw. den kreisfreien Städten in Brandenburg, Berlin oder Bremen relativ selten vorkommt (0,4 bis 2,5 Prozent). Gründe für die starken Unterschiede konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nennen.

Über einen längeren Zeitraum betrachtet gibt es aber auch Verbesserungen: So ist der Anteil der Pflegebedürftigen, die im letzten Monat vor ihrem Tod noch einmal aus dem Heim ins Krankenhaus gebracht wurden, seit 2017 von 47 Prozent auf 42 Prozent gesunken. Es sei gut, dass diese häufig unnötigen Krankenhausaufenthalte zurückgingen, erklärte die Leiterin der WIdO-Forschungsabteilung Antje Schwinger. Man müsse aber noch prüfen, ob dies nur ein vorübergehender Trend während der Corona-Pandemie sei.

Die vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) verwendeten Abrechnungsdaten der Pflege- und Krankenkassen der AOK stammen aus dem Jahr 2021. Die AOKn versichern nach eigenen Angaben rund ein Drittel der Bevölkerung. In die aktuellen Untersuchungen sind dem WIdO zufolge die Daten von 350.000 Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern ab 60 Jahren eingeflossen. Das entspricht rund der Hälfte der stationär versorgten Pflegebedürftigen in Deutschland.

Trotz der immer wieder festgestellten Qualitätsmängel und -unterschiede, die durch den AOK-Report erneut bestätigt werden, befürworten nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Pflege zwei Drittel der Bevölkerung einen Rechtsanspruch auf einen Heimplatz. Laut einer repräsentativen forsa-Umfrage im Auftrag des Verbandes von Heimbetreibern müssen inzwischen ein Viertel der Menschen, die einen Heimplatz suchen, vier bis neun Einrichtungen abklappern, bis sie einen Platz zugesagt bekommen. Wenn es aus gesundheitlichen Gründen nicht anders möglich sei, bleibe aber nur die Versorgung im Heim, erklärte der Verband.