Altbischof Hein: Konfessionen haben Differenzen bei ethischen Themen

Altbischof Hein: Konfessionen haben Differenzen bei ethischen Themen
26.08.2023
epd
epd-Gespräch: Franziska Hein

Frankfurt a.M. (epd). Bei ethischen Themen werden für den Kasseler Altbischof Martin Hein in der Zusammenarbeit von evangelischer und katholischer Kirche Differenzen sichtbar. Es gebe an bestimmten, gesellschaftlich brisanten Punkten deutliche Unterschiede, sagte Hein dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Früher hieß es immer: Wir glauben verschieden, aber wir handeln gemeinsam. Inzwischen ist es so, dass aus unterschiedlichen theologischen Ansichten zum Teil auch unterschiedliche ethische Konsequenzen gezogen werden.“

Kurz vor der parlamentarischen Sommerpause hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihren Ausstieg aus der ökumenischen Lebensschutz-Initiative „Woche für das Leben“ erklärt. Zudem hatte sich die katholische Deutsche Bischofskonferenz bei der Debatte um ein neues Sterbehilfe-Gesetz hinter den strengeren von zwei Gesetzesvorschlägen gestellt. Die EKD vermied eine klare Positionierung. Letztlich scheiterte die Bundestagsabstimmung, keiner der Vorschläge bekam eine Mehrheit.

Der evangelische Theologe Hein sagt, trotz der Differenzen gebe es auch weiterhin in einer ganzen Reihe von Feldern große Überschneidungen oder Deckungsgleichheiten. Er nannte die Pflege, den Umgang mit Menschen im Alter sowie die Frage der Finanzierung von Krankenhäusern. „Die Kirchen sind ein ganz starker Faktor in dem Gebiet Pflege, Alter, Krankheit. Das waren sie schon immer.“

Auch beim Klimaschutz gebe es kaum Unterschiede zwischen beiden Kirchen. „Aber die treibenden Kräfte der Klimabewegungen sind nach meiner Einschätzung nicht mehr - wie noch in den 80er Jahren beim “konziliaren Prozess„ - die Kirchen“, sagte Hein.

In einer Öffentlichkeit, die einen erschreckenden Säkularisierungsschub erlebe, dürften die Kirchen nicht nur das eigene Profil stärken, sagte Hein. Sie müssten zugleich danach fragen, wo sich gemeinsame Positionen darstellen ließen. „Denn an der Kirche Desinteressierte interessieren die inneren Differenzierungen nicht besonders. In der Öffentlichkeit ist die Unterscheidung zwischen römisch-katholisch und evangelisch sehr eingeebnet, wenngleich es sie natürlich gibt“, sagte Hein.

Die Kirchen kämen heute in der ethischen Diskussion nur noch zu Gehör, wenn es gelinge, die aus dem christlichen Glauben gewonnen Überzeugungen so zu formulieren, „dass sie Menschen nachvollziehen können, die unsere Voraussetzungen nicht nur nicht teilen, sondern sogar bestreiten“. „Das ist zwar mühsam, aber aller Mühe wert“, sagte Hein.