Papst besucht Wallfahrtsort Fatima

Papst besucht Wallfahrtsort Fatima
Jugendbischof: Wünsche junger Menschen fordern Weltkirche heraus
Auf dem 37. Weltjugendtag in Lissabon beten, feiern und singen noch bis Sonntag Hunderttausende junge Menschen - und sie diskutieren kontrovers. Der Missbrauchsskandal war auch in Lissabon präsent. Papst Franziskus besuchte den Wallfahrtsort Fátima.

Lissabon, Frankfurt a.M. (epd). Hunderttausende Jugendliche und junge Erwachsene aus aller Welt haben am 37. Weltjugendtag in Lissabon teilgenommen. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz sprach in einer ersten Bilanz der insgesamt sechstägigen Veranstaltung am Samstag unter Verweis auf Angaben der portugiesischen Kirche von 600.000 registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Bis zu 800.000 junge Menschen besuchten demnach eine Kreuzwegandacht am Freitagabend. Aus Deutschland reisten rund 8.300 Jugendliche an.

Den Kreuzweg am Freitag leitete Papst Franziskus, der sich seit Mittwoch in der portugiesischen Hauptstadt aufhält. Die 14 Kreuzweg-Stationen widmeten sich Themen wie Armut, Gewalt, Einsamkeit und Umweltzerstörung. Das Oberhaupt der katholischen Kirche besuchte außerdem am Samstagmorgen den portugiesischen Wallfahrtsort Fátima. Dort betete er mit kranken Jugendlichen den Rosenkranz. 1917 soll in Fátima drei Hirtenkindern die Jungfrau Maria erschienen sein.

Für Samstagabend war eine Andacht im Tejo-Park in Lissabon mit dem Papst geplant. Zum Abschluss des diesjährigen Weltjugendtages am Sonntag steht der Abschluss-Gottesdienst auf dem ehemaligen Gelände der Weltausstellung 1998 am Tejo an.

Der Vorsitzende der Jugendkommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Wübbe, formulierte als Ansprüche von jungen Gläubigen an die Kirche: „Jugendliche aus der ganzen Welt, die sich Einheit, Frieden und Geschwisterlichkeit wünschen, fordern uns bei diesem Weltjugendtag heraus, ihre Träume vom Guten zu verwirklichen“, sagte er am Samstag, wie Bischofskonferenz und Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gemeinsam mitteilten. Wübbe, der Weihbischof im Bistum Osnabrück ist, verwies in diesem Zusammenhang auf ein Treffen von Papst Franziskus mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs während des insgesamt sechstägigen Treffens.

„Bei allem Schönen sind die Probleme auf dem Weltjugendtag nicht ausgeklammert worden“, sagte Wübbe. Gerade das Thema sexualisierter Gewalt sei in Lissabon präsent gewesen: „Mir ist wichtig: Es geht nicht um die Institution, die durch Täter in Misskredit geraten ist, sondern zuallererst um die Betroffenen“, hob der Jugendbischof hervor.

BDKJ-Bundespräses Stefan Ottersbach sagte, es sei „eine tiefe Enttäuschung über sexualisierte Gewalt in der Kirche und deren Vertuschung“ spürbar gewesen: „Viele sind frustriert, weil sie notwendige systemische Reformen vermissen, besonders im Blick auf Machtstrukturen, die Anerkennung queerer Menschen und die Gleichberechtigung von Frauen und nonbinären Personen.“

Die christliche Vision einer gerechteren und solidarischen Welt sei zwar für viele junge Menschen faszinierend. Zur Realität gehöre aber auch, dass in verschiedenen Formaten des Weltjugendtages „sehr kontrovers“ darüber gesprochen worden sei, wie die Zukunft der Kirche aussehen solle. „Viele junge Menschen thematisierten dabei die Frage, ob und wie lange sie selbst noch in dieser Kirche bleiben können“, machte Ottersbach deutlich. Er hoffe, dass Papst Franziskus diese Stimmen gehört habe und die Perspektiven junger Menschen bei der kommenden Weltsynode berücksichtigt würden.

Leitwort des 37. Weltjungendtages ist „Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg“. Zuletzt fanden Weltjugendtage in Panama (2019), Krakau (2016) und Rio de Janeiro (2013) statt.