Erstmals ein Schwarzer als oberster Richter in Brasiliens

Erstmals ein Schwarzer als oberster Richter in Brasiliens
In Brasilien wird erstmals ein schwarzer Jurist der höchste Richter des Landes: Joaquim Barbosa, 58, wurde am Mittwoch (Ortszeit) von seinen Richterkollegen für zwei Jahre zum Präsidenten des obersten Gerichtshofs gewählt, wie die Tageszeitung "Folha de São Paulo" berichtete.

Barbosa ist derzeit Vorsitzender Richter in dem großen Korruptionsprozess gegen 37 Politiker und Geschäftsleute. In dem Jahrhundertprozess wurden bereits mehrere Ex-Minister und hohe Funktionäre der regierenden Arbeiterpartei (PT) wegen Geldwäsche, Unterschlagung und Bestechung schuldig gesprochen. Barbosa wird die Leitung des höchsten Gerichts nach Abschluss des Verfahrens Anfang November übernehmen. Seine Wahl erfolgte gemäß der Tradition, dass der jeweils dienstälteste Richter an die Spitze tritt.

Als temperamentvoll bekannt

Barbosa gilt als unabhängig. Er ist für sein Temperament und seine Wortgefechte mit anderen Richtern im Gerichtssaal bekannt. Aus einer armen Familie im südwestlichen Bundesstaat Minas Gerais stammend, musste er während seines Studiums als Reinigungs- und Schreibkraft arbeiten. Ans höchste Gericht berief ihn 2003 der damalige Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, dessen enge Vertraute sich nun vor Barbosa wegen Korruption verantworten müssen. 

Von den 190 Millionen Brasilianern sind etwa sechs Prozent Schwarze. Rund 43 Prozent haben afrikanische und europäische Wurzeln. Jeder zweite Brasilianer ist weißer Hautfarbe. Die indianischen Ureinwohner stellen weniger als ein Prozent.