Singen, Beten und Tiere segnen

heologin Maria-Jolanda Boselli
© epd/privat
Die Prädikantin und Theologin Maria-Jolanda Boselli veranstaltet am 23. Juli in der evangelischen Heilig-Geist-Gemeinde in München einen sogenannten Arche-Noah-Gottesdienst.
Arche-Noah-Gottesdienst
Singen, Beten und Tiere segnen
Maria-Jolanda Boselli bietet als Theologin und Prädikantin in der evangelischen Heilig-Geist-Gemeinde in München etwa Neues an: Am 23. Juli findet ein sogenannter Arche-Noah-Gottesdienst statt.

Am 23. Juli 2023 sind Gottesdienstbesucher mit ihren Haustieren zum Arche-Noah-Gottesdienst eingeladen. Wie Boselli auf diese Idee kam und welche Herausforderungen solch ein Gottesdienst mit sich bringt, verrät sie dem Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Frau Boselli, was genau muss man sich unter Ihrem Arche-Noah-Gottesdienst mit Haustieren vorstellen?

Boselli: Wir möchten den Besitzern von Tieren das Gefühl geben, dass sie mit ihrem Tier bei Gott und im Gottesdienst willkommen sind. Wir werden Bibelstellen vorlesen, in denen Tiere vorkommen, aber auch Gedichte. Wir werden Fragen rund um das Thema Tiere in der Bibel zu beantworten versuchen und wir werden die Gottesdienstbesucher selbst mit ihren Anliegen zu Wort kommen lassen. Es wird gesungen, gebetet - und am Ende werden wir alle, auch die Tiere, segnen. Zum Abschluss wird es auch Leckerli für die Vierbeiner geben.

Bei Haustiergottesdiensten feiern Gläubige mit ihren Tieren gemeinsam, wie hier vor der evangelischen Dorfkirche Alt-Staaken in Berlin.

Ganz wichtig: Der Gottesdienst sollte nicht länger als 45 Minuten dauern. Er sollte für kein Tier stressig werden. Wir werden, so es das Wetter erlaubt, im geräumigen Garten der Magdalenenkirche feiern. Dort fühlen sich Zwei- und Vierbeiner wohl.

Was haben Tiere mit dem Glauben oder der Bibel zu tun?

Boselli: Gerade nach Corona ist die Bindung zwischen Mensch und (Haus-)Tier noch mal enger geworden. In Gesprächen kommen Fragen wie: "Kommt mein Hund in den Himmel, wenn er stirbt?" Oder: "Liebt Gott auch Tiere?" Und immer wieder kommen, vor allem von Kindern, auch Bitten um eine "Bestattung" eines Tieres. Wie ist das mit Gott und den Tieren? Im Alten Testament forderte er Brandopfer. Tiere werden in praktisch jeder Geschichte geschlachtet. Aber dann lässt er Noah alle Tiere in die Arche aufnehmen. Wie passt das zusammen?

Tatsächlich ist die Bibel eine reiche Fundgrube, wenn es um die Erwähnung von Tieren geht. Tiere als Vorbilder, als Vergleich, oder sie erledigen wichtige Aufgaben für den Menschen, wie die Taube, die Noah über den Stand der Flut auf dem Laufenden hält.

Wie kamen Sie auf die Idee, einen Arche-Noah-Gottesdienst durchzuführen?

Boselli: Wir haben immer mal wieder Menschen, die ihren Hund mit in den Gottesdienst bringen - als geduldete Ausnahme. Hinzu kommt, dass wir heute nicht mehr davon ausgehen können, dass die Menschen im Umfeld in die Kirche kommen, einfach, "weil man das so macht". Wir wollen mit unseren Angeboten Menschen mit ihren Bedürfnissen, in ihren speziellen Lebenssituationen erreichen, unser Hol-Angebot zu einem Bring-Angebot erweitern. Und natürlich ist mir das Thema Glauben und Tiere auch persönlich wichtig: Ich habe zwei Hunde und zwei Katzen. Als mein vorletzter Hund eingeschläfert wurde, habe ich mit ihm in meinen Armen das Vaterunser gebetet. Ich bin sicher, das hat ihm gutgetan. Die Hunde kommen natürlich mit zum Arche-Noah-Gottesdienst. 

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