Studie: Frauen im Aufsichtsrat machen Unternehmen profitabler

Studie: Frauen im Aufsichtsrat machen Unternehmen profitabler

Tübingen (epd). Laut einer Studie der Universität Tübingen profitieren Unternehmen davon, wenn Frauen in Aufsichtsräten sitzen. Gehört dem Aufsichtsrat eines Unternehmens mindestens eine Frau an, dann ist laut Studie die Teilnahmequote an den Sitzungen höher, als wenn nur Männer im Gremium sitzen, wie die Universität am Dienstag mitteilte. Gehörten zwei oder mehr Frauen dem Aufsichtsrat an, werde darüber hinaus ein Unternehmen profitabler.

Die Autorinnen untersuchten den Angaben zufolge börsennotierte Unternehmen in Deutschland, die über Teilnahmequoten an den Aufsichtsratssitzungen berichten. Die Daten glichen die Forscherinnen mit dem Anteil der Frauen in den Aufsichtsratsgremien und mit der Profitabilität der Unternehmen ab. Zudem führten die Autorinnen Interviews mit 17 Aufsichtsratsmitgliedern.

Zwar sei auch bei nur einer Frau im Gremium die Teilnahmequote an den Aufsichtsratssitzungen höher als bei einem rein männlich besetzten Gremium - aber profitabler werde dadurch ein Unternehmen nicht, hieß es. Gehörten dagegen mehrere Frauen zum Aufsichtsrat, würden diese in ihren unterschiedlichen Sichtweisen und Expertisen besser wahrgenommen, und das Gremium könne besser fundierte Entscheidungen treffen. „Es muss also erst eine 'kritische Masse' von Frauen im Aufsichtsrat erreicht werden, bevor ein positiver Effekt auf die Profitabilität von Firmen gemessen werden kann“, sagte Kerstin Pull, Professorin für Personal- und Organisationsökonomik vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Universität Tübingen und eine der Autorinnen der Studie.

Der positive Effekt komme dabei nur zum Teil durch die höhere Teilnahmequote an den Aufsichtsratssitzungen zustande. Ein anderer Grund könne darin liegen, dass Frauen häufiger von extern in einen Aufsichtsrat rekrutiert werden und zuvor nicht dem Vorstand dieses Unternehmens angehörten. „Aufsichtsräte sollen den Vorstand kontrollieren. Mit einem Blick von außen lässt sich diese Funktion leichter erfüllen“, sagte Pull.

Seit Einführung der Frauenquote in mitbestimmten, börsennotierten deutschen Unternehmen zum Jahresbeginn 2016 ist der Anteil von Frauen in DAX-Aufsichtsräten von 30,2 Prozent auf 37,3 Prozent bis Ende 2022 gestiegen. Im Jahr 2023 wurden sogar zum ersten Mal mehr Frauen neu in DAX-Aufsichtsräte berufen als Männer. Auch der Anteil von Frauen in den Vorständen von DAX-Unternehmen ist stark gewachsen, von nur 2,2 Prozent im Jahr 2010 auf 21,8 Prozent in 2022.