Meron Mendel: Späterer Minister Ben-Gvir hat mich bespuckt

Meron Mendel: Späterer Minister Ben-Gvir hat mich bespuckt

Oberursel (epd). Der israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir hat den Pädagogikprofessor Meron Mendel nach dessen Darstellung vor Jahren als Nazi beschimpft und bespuckt. Das sei während seines Militärdiensts geschehen, sagte der Direktor der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank dem im hessischen Oberursel erscheinenden Monatsmagazin „Publik-Forum“ (Ausgabe vom 12. Mai).

„Ich war in Hebron stationiert, er war dort einer der extremistischen Siedler, die mitten in der palästinensischen Mehrheit leben“, berichtete der israelisch-deutsche Pädagoge. „Ben-Gvir und andere Fanatiker warfen Steine und Fäkalien auf Passanten, gingen auf den Markt und demolierten Gemüsestände.“ Als Soldat habe er Ben-Gvir ein paar Mal festgehalten, dabei sei dieser ausfällig geworden.

Die deutsche Solidarität mit Israel müsse dann zu Ende sein, wenn Israel keine Demokratie mehr sei, forderte Mendel. Diese Gefahr bestehe. Ben-Gvir sei zwar mittlerweile vorsichtiger in seiner Wortwahl geworden. Er sage heute nicht mehr „Tod den Arabern“, sondern „Tod den Terroristen“. Seine Anhänger wüssten aber, was gemeint sei.

Wer vom „Apartheidsstaat Israel“ rede, sei deswegen nicht automatisch Antisemit, erklärte Mendel. Er halte dies dennoch für den falschen Begriff, die Situation damals in Südafrika und die Zustände in Israel und Palästina seien grundlegend verschieden.

Umgekehrt würden Antisemitismusvorwürfe instrumentalisiert, um berechtigte Kritik an der israelischen Regierungskritik zu verhindern, sagte Mendel: „Aus meiner Sicht gilt es, zwei Instrumentalisierungsversuche abzuwehren. Einmal die Instrumentalisierung der palästinensischen Sache, um den eigenen Antisemitismus zu verschleiern. Und die Instrumentalisierung des Antisemitismusvorwurfs, um Kritik am Staat Israel im Keim zu ersticken.“

Er sei überrascht, sagte Mendel, wie viele Menschen, die nie in Israel gewesen seien, klar wüssten, wie der Nahostkonflikt zu lösen sei. Schwierig werde es, wenn sich bei einem Diskurs einige in der jeweils eigenen Gerechtigkeit und in eigenen Opfernarrativen verschanzten. Dann müsse man das Gespräch abbrechen. Bei der documenta im vergangenen Jahr sei das der Fall gewesen.

Die „documenta fifteen“ hatte Mendel als Berater engagiert, nachdem Kritik an judenfeindlichen Werken auf der Kunstschau laut geworden war. Mendel hatte diese Tätigkeit schließlich aufgegeben und dies mit mangelndem Aufarbeitungswillen der documenta begründet. Es sei ihm nicht gelungen, die Perspektiven der indonesischen Künstlerkollektive „ruangrupa“ und „Taring Padi“ mit ihm an einen Tisch zu bringen, sagte Mendel „Publik-Forum“.