Beten für den König

Eine Nachbildung der Edwardskrone ziert eine Bushaltestelle in der Oxford Street vor den Feierlichkeiten zur Krönung.
© Vuk Valcic/ZUMA Press Wire/dpa
Der Einfluss des Königs als Oberhaupt der Kirche von England auf das geistliche Leben sei relativ gering, sagt die anglikanische Bischöfin Dagmar Winter.
Anglikanische Bischöfin zu Krönung
Beten für den König
Anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten von König Charles III. heutigen Samstag (6. Mai) in London erklärt die anglikanische Theologin Dagmar Winter die Rolle des Königs als Oberhaupt der Kirche von England.

Dagmar Winter ist Bischöfin in der anglikanischen Diözese Ely (Grafschaft Cambridgeshire) der Church of England, mit der die evangelische Nordkirche eine Partnerschaft pflegt.

epd: Was bedeutet es für die anglikanischen Gemeinden, dass der König Oberhaupt der Kirche von England ist?

Dagmar Winter: Praktisch bedeutet es, dass wir für ihn, unsere Regierung und unser Land regelmäßig beten. Es nimmt uns in die Verpflichtung, allen Menschen in unseren Gemeinden zu dienen, egal ob sie Anglikaner, Christen anderer Denominationen, anderen Glaubens oder atheistisch ausgerichtet sind. Und natürlich finden nationale Anlässe wie die Krönung im Rahmen eines anglikanischen Gottesdienstes statt.

Welchen konkreten Einfluss hat der König auf das geistliche Leben?

Winter: Der Einfluss ist relativ gering. Der König, vormals Königin Elisabeth II., eröffnet alle fünf Jahre die neue Generalsynode. Es ist bekannt, dass König Charles III. die traditionelle Liturgie von 1662 (Book of Common Prayer) bevorzugt, aber meines Erachtens hat das weiter keinen großen Einfluss.

Inwieweit können Bischöfe als Mitglieder des Oberhauses die Politik beeinflussen?

Winter: Die Bischöfe und Bischöfinnen gehören keiner politischen Partei an, sie sind "Lords Spiritual". Aufgrund ihrer Vernetzung mit der Realität in den Gemeinden im ganzen Land legen sie oft soziale oder humanitäre Gesetzesvorschläge vor oder unterstützen solche. Natürlich hängt es dann davon ab, ob es Mehrheiten gibt. Jüngst war etwa der Bischof St. Albans sehr erfolgreich mit einer Kampagne gegen ausbeuterische Tendenzen in der Wett- und Glücksspielindustrie, wo Menschen in destruktives Suchtverhalten abgleiten.