Medica-Mondiale-Gründerin Hauser fordert feministische Innenpolitik

Medica-Mondiale-Gründerin Hauser fordert feministische Innenpolitik
29.03.2023
epd
epd-Gespräch: Nora Frerichmann

Köln (epd). Die Gründerin der Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale, Monika Hauser, fordert eine feministische Innenpolitik. „Was wir nach außen tragen, müssen wir auch innerhalb Deutschlands erfüllen“, sagte Hauser dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Köln mit Blick auf das kürzlich vorgestellte Konzept der feministischen Außen- und Entwicklungspolitik. „Jede zweite bis dritte Frau in Deutschland erlebt sexuelle Gewalt und ich sehe keinen großen Willen, das zu verändern“, kritisierte die Medizinerin, die die Frauenrechtsorganisation vor 30 Jahren gegründet hat. Am Am 4. April 1993 begann die Arbeit in einem Frauenzentrum in Zenica in Bosnien und Herzegowina.

So seien Hilfsangebote für Betroffene von Gewalt oft unterfinanziert, und in Prozessen würden sie durch mangelndes Bewusstsein für Traumata innerhalb des Justizsystems teilweise gedemütigt und retraumatisiert. „Aber wir müssen sexuelle Gewalt nicht hinnehmen, wir können das verändern“, sagte Hauser. Dazu müssten Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und patriarchale Strukturen weiter abgebaut werden. „Diesen Weg müssen auch wir in Deutschland gehen“, sagte die Gynäkologin.

Medica Mondiale werde „ganz genau“ beobachten, wie das Konzept der feministischen Außenpolitik umgesetzt wird, betonte Hauser. Nach dem Willen von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) soll die Vormachtstellung von Männern überwunden und Frauen und anderen Gruppen wie Urvölker, homosexuelle und transidente Menschen gestärkt werden. Dabei sei es wichtig, die Bedürfnisse der Frauen vor Ort genau zu kennen, Expertinnen in den Regionen ernstzunehmen und die Zivilgesellschaft gut in Projekte zu integrieren, sagte die Medizinerin.

Um Frauen in einer Gesellschaft zu stärken, müssten Machtverhältnisse transformiert und Präventionsarbeit vorangebracht werden. „Das muss auch langfristig finanziell unterstützt werden“, betonte Hauser. Wichtig seien zudem klare Worte von politischer Seite, um Menschenrechtsverletzungen gegenüber Frauen und Diskriminierung zu benennen.

Frauenrechtlerinnen in verschiedenen Ländern könnten viel voneinander lernen, betonte Hauser. Aktuell arbeite Medica Mondiale etwa daran, ein Entschädigungsgesetz für vergewaltigte Frauen im Nordirak auf den Weg zu bringen. Das sei bereits in Bosnien gelungen und könne neben finanziellen Leistungen auch zu Entstigmatisierung beitragen. Auch solche Transferleistungen und langfristigen Vorhaben müssen außenpolitisch verlässlich begleitet werden.

Hauser hatte Medica Mondiale unter dem Eindruck der Massenvergewaltigungen des Bosnienkriegs gegründet. Im Frauenzentrum in Zenica werden vergewaltigte Frauen und Mädchen psychisch und physisch betreut. Die Organisation mit Sitz in Köln arbeitet mittlerweile in weiteren Länder, darunter Afghanistan, Irak, Burundi, Uganda, dem Kongo sowie in Südosteuropa und Deutschland. 2008 erhielt Hauser für Ihre Arbeit den Right Livelihood Award, den alternativen Nobelpreis.