Kirche berät von sexueller Gewalt betroffene Männer

Kirche berät von sexueller Gewalt betroffene Männer

Stuttgart (epd). In einem Modellprojekt berät die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart Männer, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind. Bundesweit hätten laut Studien rund fünf Millionen Männer sexualisierte Gewalt in ihrer Kindheit, Jugend oder im Erwachsenenalter erfahren, teilte die Diözese am Donnerstag mit. Die Stuttgarter Beratungsstelle „Ruf und Rat“ sei bislang mit mehr als 20 Männern mit Missbrauchserfahrungen sowie mehreren Angehörigen Betroffener, aber auch Tätern und sogenannten Tatgeneigten in Kontakt gekommen.

Sexualisierte Gewalt finde sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen vor allem in der Kern- und Großfamilie statt, hieß es weiter. Zum Modellprojekt gehörten neben der Beratungsstelle in Stuttgart auch in Horb und Tuttlingen spezielle Beratungsangebote im Bereich der Sexualpädagogik und sexuellen Bildung an Kindergärten und Schulen sowie die Kooperation und Vernetzung mit verschiedenen Trägern und Fachstellen.

Nach Veröffentlichung der MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche 2018 hatte der Diözesanrat den Angaben zufolge den Ausbau von Beratungskapazitäten in Auftrag gegeben. Die Fachkräfte bei „Ruf und Rat“ hätten dieses spezielle Angebot unter den Titel „Men-too“ („Männer auch“) gestellt. „Wenn alle betroffenen Männer zusammenkämen, könnte kein Fußballstadion in Deutschland diese Menge fassen“, erläuterte Leiterin Gabriele Stark.