Seelische Hilfe für Angehörige und Einsatzkräfte

Einsatzkräfte der Polizei stehen vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas
© Christian Charisius/dpa
Nach dem Amoklauf in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg steht Angehörigen und Einsatzkräften seelische Unterstützung parat.
Amoklauf bei Zeugen Jehovas
Seelische Hilfe für Angehörige und Einsatzkräfte
Nach dem Amoklauf in einem Gemeindehaus der Zeugen Jehovas in Hamburg haben sich Angehörige aus der ganzen Welt zum Online-Gottesdienst getroffen. Der evangelische Polizeiseelsorger Patrick Klein rechnet unterdessen mit einem erhöhten Gesprächsbedarf von Beamten.

Laut Informationen von Zeit Online haben die Zeugen Jehovas am Sonntag einen digitalen Gottesdienst in Gedenken an die Opfer des Amoklaufs gehalten. Rund 600 Menschen aus der ganzen Welt hatten sich zugeschaltet. Die Predigt habe von biblischen Figuren wie Jeremia, Jesus und Paulus erzählt und davon, wie ihnen ihr Gottvertrauen in schwierigen Zeiten geholfen habe. 

In Hamburg wurde nun auch Kritik laut, dass Täter ein religiös extremistisches Buch geschrieben hatte, dass im Internet erhältlich war. Bei einer Kontrolle des späteren Amokläufers und Waffenbesitzers wurde seine Autorenschaft offenbar von den Beamten übersehen. Es habe zuvor einen anonymen Hinweis gegeben  auf die psychische Gesundheit des religiösen Extremisten.

Um die seelische Unterstützung der Hilfskräfte kümmert sich unter anderen der evangelische Hamburger Polizeiseelsorger Patrick Klein. Die Erfahrung zeige, dass entsprechende Gesprächsbitten meist erst mit deutlicher zeitlicher Verzögerung an Polizeiseelsorgende herangetragen würden, sagte Klein am Montag auf Nachfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Klein, evangelische Notfallseelsorger sowie katholische Kollegen waren nach dem Amoklauf am Donnerstagabend im Einsatz. Opfer der Tat und deren Angehörige können sich zu jeder Zeit an jeden Pastor und jede Pastorin wenden.

Bei dem Amoklauf am Donnerstagabend waren acht Menschen ums Leben gekommen, es gab zahlreiche Schwerverletzte. Der mutmaßliche Täter war ein ehemaliges Mitglied der Glaubensgemeinschaft. Der 35 Jahre alte Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit soll beim Eintreffen der Einsatzkräfte in den ersten Stock des Gebäudes geflohen sein und sich dort selbst erschossen haben. Acht Menschen wurden verletzt, vier von ihnen schwer. Die Getöteten sind zwei Frauen, vier Männer sowie ein ungeborenes Kind im Alter von 28 Wochen.

Seelsorglicher Dienst auf der Wache

Klein verrichtete seinen seelsorgerlichen Dienst am Donnerstag von der Wache aus und nicht direkt vor Ort am Tatort. Das sei bei solchen Gefährdungslagen üblich, hieß es. Für die kommenden Wochen könnten Polizeibeamtinnen und -beamte ihn um Gesprächstermine bitten. Wenn Klein im Gespräch das Gefühl habe, dass er allein nicht helfen kann, verweise er beispielsweise an Psychotherapeuten oder medizinische Hilfsangebote weiter.

Der evangelische Polizeipastor Patrick Klein (Archivbild) erwartet Gesprächsbitten von Einsatzkräften in den kommenden Wochen.

Bei der Stadt Hamburg gibt es mit dem Hamburgischen Opferbeauftragten, Arne Dornquast, einen Ansprechpartner für Betroffene und Angehörige des Amoklaufs. Aufgabe des Opferbeauftragten sei es, den Opfern von Terror- und Großschadensereignissen und deren Angehörigen unterstützend zur Seite zu stehen. Das Hilfeangebot richtet sich laut Sozialbehörde an Betroffene, die eine körperliche Verletzung erfahren haben, ebenso wie an Menschen mit seelischen Hilfebedarfen.

Der Opferbeauftragte berate insbesondere zu psychologischen und finanziellen Hilfen, hieß es. Hierzu gehörten neben akuter psychologischer Hilfe, beispielsweise durch die Trauma-Ambulanzen, Fragen der Ansprüche nach dem Opferentschädigungsgesetz bis hin zur Vermittlung von persönlichen, informellen Hilfsangeboten wie beispielsweise des Weißen Ringes.