Schuster: Bedarf an Rabbinern nicht gedeckt

Schuster: Bedarf an Rabbinern nicht gedeckt
Zentralrat plant Stiftung für Geiger-Kolleg
Der Zentralrat der Juden in Deutschland will die Rabbinerausbildung in Potsdam auf eine neue Grundlage stellen. Eine Stiftung soll die beiden Kollegs übernehmen. So sollen religiös eigenständige Einrichtungen ermöglicht werden.

Potsdam (epd). Die Trägerschaft des Potsdamer Abraham Geiger Kollegs soll nach dem Willen des Zentralrats der Juden in Deutschland künftig eine Stiftung übernehmen. Unter deren Dach sollen jeweils in religiös eigenständigen Einrichtungen liberale und konservative Rabbiner ausgebildet werden, teilte der Zentralrat am Donnerstag in Berlin mit.

Zentralratspräsident Josef Schuster sagte dem Berliner „Tagesspiegel“ (Donnerstag, Online), damit solle die Trägerstruktur des Geiger Kollegs und des Zacharias Frankel Colleges „auf neue und stabile Beine“ gestellt werden. Viele der rund 100 jüdischen Gemeinden in Deutschland seien auf der Suche nach einem geeigneten Rabbiner.

Darüber hinaus seien sie in der Militär- und Polizeiseelsorge gefragt. Dem Zentralratspräsidenten zufolge ist der Bedarf an Rabbinern „im Moment nicht gänzlich gedeckt“. In diesem Zusammenhang bedauerte er, dass nach der letzten Ordination liberaler Rabbiner im Dezember in Berlin von sechs Ordinierten nur einer in Deutschland geblieben sei. Die hierzulande ausgebildeten Rabbiner sollten vornehmlich im deutschsprachigen Raum tätig sein.

Schuster bezeichnete die Pläne für die neue Struktur als wichtigen Schritt für die Zukunft der Rabbinerausbildung. „Ein Neuanfang ist notwendig“, sagte er vor dem Hintergrund des Streits über die Rabbinerausbildung in Potsdam, nachdem gegen den langjährigen Geiger-Kolleg-Rektor Walter Homolka Vorwürfe des Machtmissbrauchs erhoben worden waren. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin übernahm im Januar die Trägerschaft für das Geiger-Kolleg. Homolka hatte den Angaben zufolge zuvor seine Anteile an die Gemeinde überschrieben.

Die Übernahme der Rabbinerausbildungsstätten durch die Jüdische Gemeinde zu Berlin geschah laut Schuster „in bester Absicht“. Aufgrund des föderalen Prinzips könnten Rabbinerausbildungsstätten in Trägerschaft einer Jüdischen Gemeinde durch den Zentralrat finanziell aber nicht gefördert werden. Auch dies mache die Neugründung notwendig, um den Bedarf an religiösem Personal aller jüdischen Gemeinden in Deutschland dauerhaft gewährleisten zu können.

Schuster kann sich eine Zusammenarbeit mit Homolka „derzeit nicht vorstellen“. Der Zentralratspräsident würdigte zugleich den Beitrag des langjährigen Rektors des Abraham Geiger Kollegs für die Entwicklung des liberalen Judentums in Deutschland. Dabei habe Homolka jedoch auch Wege beschritten, „die nicht die sind, die ich mir für solch eine Weiterentwicklung vorstelle“.

Mit der Neugründung der Ausbildungsstätten in Form einer religionsgemeinschaftlichen Stiftung werde der Zentralrat eine „trag- und förderfähige Struktur schaffen“, so Schuster. Im Vordergrund stehe, für die Studierenden und Beschäftigten eine sichere Perspektive zu bieten, die Lehre nachhaltig zu sichern und verloren gegangene Glaubwürdigkeit wiederherzustellen.