Wahlen in Nigeria: Schleppende Stimmauszählung

Wahlen in Nigeria: Schleppende Stimmauszählung

Frankfurt am Main, Abuja (epd). Nach den Präsidentschaftswahlen in Nigeria am Wochenende verläuft die Stimmauszählung schleppend. Vorläufige Ergebnisse gab es in der Metropole Lagos, wo der Kandidat der Arbeiterpartei, Peter Obi, seinen Rivalen der regierenden APC, Bola Tinubu, knapp besiegte. Der 61-jährige Obi lag vor dem Urnengang landesweit in vielen Umfragen vorn und punktet besonders bei der jungen und gebildeten Wählerschaft, die hauptsächlich in Lagos lebt. Im Bundesstaat Ekiki dagegen lag nach Angaben der Wahlkommission nach den ersten Auszählungen Bola Tinubu (70) vorn.

Die Wahl von Samstag wurde von Berichten über versuchten Urnen-Diebstahl, gewalttätige Übergriffe sowie Pannen überschattet. In den Bundesstaaten Bayelsa und Edo musste die Stimmabgabe gar wegen Gewalttätigkeiten auf Sonntag verschoben werden. Es sind die am härtesten umkämpften Wahlen in Nigeria seit Jahrzehnten. Zum ersten Mal seit Ende der Militärdiktatur 1999 gab es mehr als zwei vielversprechende Kandidaten. Neben Obi und Tinubu hat auch der Anwärter der größten Oppositionspartei PDP, Atiku Abubakar (76), gute Chancen zu gewinnen. Der amtierende Präsident Muhammadu Buhari darf nach seiner zweiten vierjährigen Amtszeit nicht mehr antreten.

Laut der Zeitung „Daily Post“, die sich auf die Wahlkommission beruft, errang Obi in Lagos 582.454 Stimmen, während Tinubu auf 572.606 Stimmen kam. Die nigerianische Polizei rief derweil die insgesamt 18 Präsidentschaftskandidaten dazu auf, keine aufrührerischen Kommentare unter ihren Anhängern zu dulden und warnte davor, „unangemessenen Druck auf die Wahlbehörde auszuüben“. Die langsame Veröffentlichung der Ergebnisse hatte bei der Bevölkerung für Unmut gesorgt.

Zur Wahl aufgerufen waren mehr als 87 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Vor dem Urnengang war die Stimmung auch wegen der schlechten Sicherheitslage in Teilen Nigerias angespannt. Im Norden ist unter anderem die islamistische Terrorgruppe Boko Haram aktiv. Zudem kommt es immer wieder zu Entführungen, mit denen teils hohe Summen an Lösegeld erpresst werden sollen. In den vergangenen Wochen war es in dem westafrikanischen Land zudem wegen der Währungsreform zu teils gewaltsamen Protesten gekommen.