Fastenaktion der Kirchen eröffnet

© epd/Hannes von der Fecht
Die evangelische Kirche startet ihre Aktion "Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit" mit einem ZDF-Gottesdienst in der Oldenburger Kirche St. Ansgar.
7 Wochen ohne Verzagtheit
Fastenaktion der Kirchen eröffnet
In der Fastenzeit vor Ostern überdenken viele Christen ihren Lebensstil, manche verzichten aus freien Stücken auf Fleisch oder Alkohol. Die diesjährige Fastenaktion der evangelischen Kirche will ein Zeichen für Mut und gegen Verzagtheit setzen. Das katholische Hilfswerk Misereor stellt in diesem Jahr Frauen in den Mittelpunkt, die den gesellschaftlichen Wandel prägen.

Mit einem Fernsehgottesdienst im ZDF hat die evangelische Kirche am Sonntag ihre diesjährige Fastenaktion unter dem Motto "Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit" eröffnet. Bei der Feier in der Oldenburger Kirche St. Ansgar rief der hannoversche Landesbischof Ralf Meister die Christen dazu auf, beherzt und engagiert für andere Menschen einzutreten: "Machen wir uns nicht klein. Gehen wir mutig in die Welt, denn das Evangelium ist mutig", sagte er in seiner Predigt. Meister ist in diesem Jahr Botschafter der Fastenaktion.

Auch er kenne Zeiten der Mutlosigkeit, sagte der Bischof. Der Krieg in der Ukraine, die katastrophale Lage in den Erdbeben-Gebieten oder der Klimawandel raubten ihm oft genug den Schlaf. Doch Gott vertraue den Menschen: "Er schafft in uns, was wir von uns aus nicht können: Licht sein. Leuchten. Für uns und für andere", betonte Meister. So sei auch Jesu Botschaft "Ihr seid das Licht der Welt" zunächst an eine Gruppe ganz normaler Menschen gegangen.

Meister berichtete vom Besuch bei einer christlichen Gemeinde in der schwer zerstörten syrischen Stadt Homs vor einigen Jahren. Dort habe er eine Frau gefragt, warum sie sich gemeinsam mit anderen für traumatisierte Kinder einsetze. Sie habe geantwortet: "Ich bin Christin. Wir alle hier sind Christen. Diese Welt braucht Hoffnung. Wenn nicht durch uns, durch wen denn sonst?" Diese Worte seien für ihn unvergesslich geblieben, sagte Meister: "Gott befähigt uns zu leuchten."

Bei dem Gottesdienst in der voll besetzten Kirche erzählten verschiedene Menschen von ihren ganz persönlichen "Leuchtmomenten": bei der Arbeit mit behinderten Menschen, bei Ausflügen ans Meer, im Freundeskreis oder im eigenen Garten. Die Sängerin Sarina Lal sowie Jann Poppen am E-Piano und Jonas Mosebach an der Kistentrommel begleiteten die Feier mit Pop- und Gospel-Klängen.

Popkantorin Sarina Lal gestaltet zusammen mit einer kleinen Band den Gottesdienst musikalisch.

In der Fasten- oder Passionszeit erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu Christi und bereiten sich auf Ostern vor, das Fest der Auferstehung. Die evangelische Aktion "7 Wochen ohne" soll helfen, diese Wochen bewusst zu erleben und zu gestalten. Jährlich beteiligen sich nach Angaben den Organisatoren rund zwei Millionen Menschen an der Fasteninitiative, um ihre gewohnten Konsum- und Verhaltensweisen zu überdenken und neue Lebensziele zu finden. Viele verzichten in dieser Zeit etwa auf Fleisch oder Wein, Schokolade oder Nikotin oder auf digitalen Konsum.

Katholiken legen Fokus auf Frauen

Die Fasten-Aktion der Katholiken ist ebenso mit einem Fernsehgottesdienst am Sonntag gestartet. Das katholische Hilfswerk Misereor legt unter dem Titel "Frau. Macht. Veränderung" einen Fokus auf Frauen in Madagaskar.

Bei der Eröffnung der Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor im Augsburger Dom sagte der Augsburger Bischof Bertram Meier in seiner Predigt, dass es gerade Frauen seien, "die als Heldinnen alles geben, um dem Leben zu dienen." Meier erinnerte an den Einsatz von Müttern für ihre Kinder und den Schutz der Familie. Auch kenne er "Frauen, die in Diktaturen mutig ihre Stimme erheben für Freiheit, gegen Unterdrückung und Gewalt." "Liebe Frauen: Ihr seid stark! Ich prophezeie: Die Zukunft der Kirche ist weiblich", sagte der Bischof.

Die Aktion hat in diesem Jahr einen Fokus auf Frauen in Madagaskar. Meier nannte als positives Beispiel die Arbeit von Schwester Modestine Rasolofoarivola, die mit Ihrer Organisation Vahatra Frauen dabei unterstütze, unabhängig und selbstbestimmt zu leben. Auch Taratra Rakotomamonyi, ebenfalls zurzeit Gast Misereors, setze sich dafür ein, die Rechte von Frauen und Kindern zu verteidigen sowie die Stellung der Frauen in der weitgehend patriarchalen Gesellschaft Madagaskars zu verbessern, hieß es.

In der Fasten- oder Passionszeit erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu Christi und bereiten sich auf Ostern vor, das Fest der Auferstehung.
Bis Ostern wird Misereor über seine Projektarbeit informieren und um Spenden bitten. Am 26. März werden dann in allen katholischen Kirchengemeinden Deutschlands für die Misereor Spenden gesammelt. Seit seiner Gründung 1958 hat Misereor mit Sitz in Aachen nach eigenen Angaben mehr als 113.000 Projekte unterstützt.