Originaldokumente der Geschwister Scholl in Online-Schau präsentiert

Originaldokumente der Geschwister Scholl in Online-Schau präsentiert
Bundesarchiv-Präsident: Tausende Anfragen zur NS-Vergangenheit
Persönliche Korrespondenz und Vernehmungsprotokolle der NS-Widerstandskämpfer Sophie und Hans Scholl sind jetzt online zu sehen. Anlass des Projektes des Bundesarchivs ist das Todesurteil vor 80 Jahren.

Berlin, Koblenz (epd). Das Bundesarchiv zeigt online Originaldokumente der Geschwister Hans und Sophie Scholl, die wegen ihres Widerstands in der NS-Zeit hingerichtet wurden. Zu sehen sind unter anderem Briefe Sophie Scholls an ihren Freund, Vernehmungsprotokolle und das Flugblatt der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, die 1943 in München gegen das Nazi-Regime kämpfte, wie das Bundesarchiv am Donnerstag in Berlin mitteilte. Anlass der Online-Ausstellung ist, dass sich der Tag des Todesurteils und der Ermordung der Widerstandskämpfer am 22. Februar zum 80. Mal jährt.

Die private Korrespondenz von Sophie Scholl mit ihrem damaligen Freund Fritz Hartnagel zeige die innersten Gedanken und Gefühle der heranwachsenden Sophie in der Beziehung zu ihrem langjährigen Freund Fritz, hieß es. Zudem spiegelten die Briefe ihre politische Entwicklung und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus wider. Diesen Nachlass habe die Schwester von Sophie und Hans Scholl, Elisabeth Hartnagel, im Jahr 2012 dem Bundesarchiv mit Hauptsitz in Koblenz übergeben.

Im Februar 1943 wurde Sophie Scholl zusammen mit ihrem Bruder Hans und dessen Kommilitonen Christoph Probst von den Nationalsozialisten verhaftet, in einem Schauprozess verurteilt und am 22. Februar in München hingerichtet.

Nach wie vor gibt es laut Bundesarchiv ein großes Interesse zum Thema NS-Vergangenheit: Von insgesamt 56.000 Anfragen im Jahr 2021 zu diesem Thema waren 42.000 personenbezogene Anfragen, um etwa die Geschichte der eigenen Familie aufzuklären. Mit den zahlreichen Anfragen würden immer wieder neue und wichtige Aspekte zu diesen finsteren Jahren der deutschen Geschichte in den Blick genommen, sagte Bundesarchiv-Präsident Michael Hollmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Die Zahlen seien in den vergangenen Jahre konstant geblieben.

Der offene Zugang helfe dabei, dass die deutsche Gesellschaft wachsam bleibe, sagte Hollmann weiter. „Das Bundesarchiv versteht sich als Bollwerk gegen jede Form von Geschichtsverfälschung und Legendenbildung, gerade auch in Bezug auf die NS-Zeit“, unterstrich er.

Das 1952 gegründeten Bundesarchiv verwahrt neben Privatnachlässen das staatliche Archivgut der zentralen zivilen und militärischen Stellen des Dritten Reichs, Unterlagen der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände. Dazu zählen die Mitgliederkartei der NSDAP, die Parteikorrespondenz sowie Personalunterlagen von Angehörigen der Sturmabteilung (SA) und Schutzstaffel (SS). Außerdem sind im Bundesarchiv personenbezogene Informationen zu Angehörigen von Wehrmacht und Waffen-SS sowie Personalunterlagen zu Befehlshabern der Armee und Luftwaffe gelagert.

Das Archiv ist an mehr als 20 Standorten vertreten, die Hauptdienststelle ist in Koblenz. Seit Juni 2021 gehört auch das Stasi-Unterlagenarchiv zum Bundesarchiv.