Etwa 2.000 Tote bei schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien

Etwa 2.000 Tote bei schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien
Zwei schwere Erdbeben haben in der Türkei und in Syrien massive Zerstörungen angerichtet. Etwa 2.000 Menschen verloren ihr Leben. Die Katastrophe ereignete sich in einer Region, in der viele Menschen schon lange auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.

Berlin (epd). Zwei schwere Erdbeben haben am Montag in der Grenzregion Syriens und der Türkei eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Etwa 2.000 Menschen kamen ums Leben. Alleine in der Türkei starben nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu etwa 1.500 Menschen. In Syrien gab es laut staatlichen Medien mindestens 460 Tote. Rund 10.000 Menschen wurden verletzt, viele weitere werden noch unter den Trümmern vermutet. Die Europäische Union und die Bundesregierung stellten rasche Hilfen in Aussicht. Papst Franziskus gedachte der Opfer.

Auch Hilfsorganisationen reagierten umgehend: Das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ stellt nach eigenen Angaben eine Million Euro für Soforthilfe zur Verfügung. Deutsche Organisationen aus dem Bündnis seien bereits vor Ort im Einsatz, weitere Nothilfeteams seien auf dem Weg. Die betroffenen Menschen benötigten besonders medizinische Hilfe, Zelte, Decken und Grundnahrungsmittel.

„Das erste Erdbeben hat die Menschen im Schlaf erwischt“, sagte die Programmkoordinatorin der Diakonie Katastrophenhilfe für die Türkei, Bilge Menekse, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seither seien die meisten Menschen auch wegen mehrerer Nachbeben auf der Straße. In den Städten und Ortschaften in Grenzregion lebten auch viele syrische, afghanische und irakische Geflüchtete in instabilen Behausungen. „Der humanitäre Bedarf war schon vor den Erdbeben groß“, sagte sie. Die Diakonie Katastrophenhilfe stellt nach eigenen Angaben 500.000 Euro an Hilfsgeldern zur Verfügung.

Die Welthungerhilfe startete ein Soforthilfeprogramm im Umfang von zunächst 100.000 Euro. Allein in Nordwestsyrien seien gut vier Millionen Menschen wegen des Bürgerkriegs auf Hilfe angewiesen. Viele von ihnen hungerten, und es fehlten Trinkwasser, Strom sowie Heizmaterial. Zahlreiche Menschen harrten wegen der Nachbeben bei „Kälte und Schneeregen im Freien aus, weil sie Angst haben, in ihre Häuser zurückzukehren“, sagte der Nothilfekoordinator der Welthungerhilfe für die Region, Jesco Weickert.

In Beileidstelegrammen an die Nuntiaturen in Ankara und Damaskus äußerte sich Papst Franziskus bestürzt über den hohen Verlust an Menschenleben. Er bete für die Seele der Verstorbenen und für alle, die um sie trauerten, hieß es in den Schreiben. Insbesondere bete er für die Nothelfer.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wandte sich in einem Kondolenztelegramm an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. „Deutschland steht bereit, bei der Bewältigung dieses Unglücks Hilfe und Beistand zu leisten“, betonte er.

Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) versprach rasche Hilfe. Einer Sprecherin zufolge leistet das Auswärtige Amt humanitäre Hilfe in Syrien über einige Nichtregierungsorganisationen. Eine davon sei Malteser International. Die Hilfen über die Organisationen sollten um eine weitere Million Euro aufgestockt werden.

Malteser International hat ein Nothilfeteam in die Erdbebengebiete entsandt, wie die Organisation mitteilte. In den Krankenhäusern steige die Zahl der verletzten Erdbebenopfer stündlich. Das katholische Bischöfliche Hilfswerk Misereor stellt nach eigenen Angaben 100.000 Euro für Soforthilfe bereit, ebenso wie das Medikamentenhilfswerk Action Medeor.

Menschenrechtler befürchten derweil, dass die kurdisch kontrollierten Gebiete in Syrien bei der Hilfe übergangen werden. Der Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, erklärte in Göttingen, weder die türkische, noch die syrische Regierung seien daran interessiert, Hilfe für diese Gebiete zu leisten oder auch nur zuzulassen.

Die Syrien-Referentin von medico international, Anita Starosta, sagte dem epd, in der Region sei Hilfe „immer auch politisches Instrument“.