Scholz: Keine erhöhte Eskalationsgefahr nach Panzer-Entscheidung

Scholz: Keine erhöhte Eskalationsgefahr nach Panzer-Entscheidung
Der Bundeskanzler verteidigt die Entscheidung, Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Der Schritt sei sorgfältig abgewogen. Der EKD-Ratsvorsitzenden Kurschus wird indes "zunehmend unheimlich".

Berlin (epd). Auch nach der Entscheidung zur Lieferung deutscher Kampfpanzer an die Ukraine sieht Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) keine erhöhte Gefahr, dass Deutschland in den Krieg verwickelt werden könnte. Jede Waffenlieferung sei sorgfältig abgewogen und eng mit den Verbündeten abgestimmt worden, sagte er der „Bild am Sonntag“: „Dieses gemeinsame Vorgehen verhindert eine Eskalation des Krieges.“ Dagegen erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, ihr werde angesichts der geplanten Leopard-Lieferungen „zunehmend unheimlich“.

Die Aussage des russischen Präsidenten Wladimir Putin, nun würden „wieder deutsche Panzer“ Russland bedrohen, wies Scholz als „abstrusen historischen Vergleich“ zurück. Russland führe einen erbarmungslosen Krieg gegen die Ukraine, der durch nichts zu rechtfertigen sei, betonte er.

„Gemeinsam mit unseren Verbündeten geben wir Kampfpanzer an die Ukraine ab, damit die sich verteidigen kann“, unterstrich Scholz. Mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bestehe dabei Konsens, dass Waffen aus dem Westen nicht für Angriffe auf russisches Territorium eingesetzt werden dürften.

Die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus zeigte sich besorgt über die geplanten Panzer-Lieferungen. „Wir haben immer betont: Die Verteidigung muss Ziel der Waffenlieferungen sein, Angriffswaffen stellen das infrage“, sagte die westfälische Präses dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Grundsätzlich stellte sich die oberste Repräsentantin der deutschen Protestanten jedoch hinter die Unterstützung des Landes durch die Lieferung von Waffen. „Die evangelische Kirche unterstützt alles, was dem Frieden dient und Leben schützt. Wir stehen an der Seite der Angegriffenen“, sagte sie und wies in dem Zusammenhang auch auf die Aufnahme von Flüchtlingen hin.

Die Frage zur Lieferung von Waffen führe Christen zwangsläufig in ein Dilemma, „denn Jesus setzt eindeutig auf den Verzicht von Gewalt“, führte Kurschus aus: „Zugleich würde Jesus wohl auch sagen: Ihr müsst euch an die Seite derer stellen, deren Leben bedroht ist.“

Dass in Teilen der EKD die Waffenlieferungen kritisiert werden, unter anderem vom Friedensbeauftragten Friedrich Kramer, nannte Kurschus eine „unausweichliche und zwingend nötige Mehrstimmigkeit.“ Zugleich sagte sie: „Die meisten in unserer Kirche tragen die Lieferung von Waffen notgedrungen mit, wenn auch mit blutendem Herzen und starken Skrupeln.“