Viel Anerkennung für Leben und Werk des verstorbenen Benedikt XVI.

Viel Anerkennung für Leben und Werk des verstorbenen Benedikt XVI.
Apostolische Nuntiatur legt Kondolenzbuch aus für Trauernde
Kirchenvertreter und Politiker würdigten den am Silvestermorgen verstorbenen Benedikt XVI. als Ausnahmetheologen. In Deutschland sind Totenmessen für den Verstorbenen geplant, in der Apostolischen Nuntiatur soll ein Kondolenzbuch ausgelegt werden.

Frankfurt a.M., Rom (epd). Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. am Samstagmorgen im Vatikan haben Kirchenvertreter und Politiker sein Leben und Werk gewürdigt. Unter anderem das Erzbistum Köln und das Erzbistum von München und Freising kündigten am Sonntag ein Requiem an. Solche Totenmessen sollen in allen deutschen Bistümern stattfinden. In der Apostolischen Nuntiatur in Berlin soll zudem ein Kondolenzbuch ausgelegt werden, in das sich Trauernde bis Mittwoch eintragen können.

Benedikt XVI. starb am Silvestermorgen um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae, in dem er seit seinem freiwilligen Rücktritt 2013 lebte. 2005 war er, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, als erster Deutscher seit der frühen Neuzeit zum Papst gewählt worden. Er wurde 95 Jahre alt.

Ab Montag wird der Leichnam von Benedikt XVI. im Petersdom im Vatikan aufgebahrt. Wie Vatikan-Sprecher Matteo Bruni am Samstag mitteilte, ist Benedikts Trauerfeier für den kommenden Donnerstag auf dem Petersplatz geplant. Papst Franziskus wird das Requiem leiten.

Papst Franziskus würdigte seinen verstorbenen Vorgänger am Samstag in Rom: „Mit Erschütterung erinnern wir uns an diesen edlen und sanftmütigen Menschen“, sagte Franziskus am Samstagabend in Rom. Bei dem Neujahrsgottesdienst im römischen Petersdom am Sonntag äußerte Papst Franziskus die Hoffnung, dass die Gottesmutter Maria Benedikt XVI. begleiten möge. Nach Auffassung des emeritierten Kurienkardinals Walter Kasper hinterließ Benedikt XVI. mit seinem Amtsverzicht „bleibende Spuren in der Kirchen- und Papstgeschichte“. Dessen Rücktritt vom Papstamt habe etwas von seiner „Größe gezeigt, dass er loslassen kann, wenn er merkt, meine Kräfte reichen nicht mehr aus“, betonte der frühere Präsident des päpstlichen Einheitsrats am Samstagabend gegenüber Radio Vatikan.

Aus Deutschland kamen Anteilnahme und große Anerkennung für Leben und Werk des gebürtigen Bayers und ehemaligen Münchner Erzbischofs (1977-1982). „Die Nachricht vom Tod Seiner Heiligkeit Benedikt XVI. erfüllt mich mit großer Trauer“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) laut Mitteilung. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, ihn habe Benedikts Glaube, dessen Intellekt und Weisheit sowie seine menschliche Bescheidenheit immer tief beeindruckt.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) drückte auf Twitter ihre Anteilnahme aus: „Vieles aus seiner reichen theologischen, wissenschaftlichen und seelsorgerischen Lebensleistung wird lange nachwirken“, schrieb sie. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte, Benedikts Tod berühre ihn sehr. „Wir trauern um unseren bayerischen Papst“, so Söder. Benedikt XVI. war am 16. April 1927, einem Karsamstag, im bayerischen Marktl am Inn zur Welt gekommen.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, es sei ein Tag der Trauer, aber für ihn auch ein Tag der Dankbarkeit und des Respekts vor „einem großen Mann der Kirche“. „Er war uns ein großes Geschenk“, sagte er in Limburg vor Journalisten.

Auch die evangelische Kirche lobte Benedikts Lebensleistung als Theologe. „Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben“, erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, in Hannover.

Die Konferenz Europäischer Rabbiner (CER) und die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) betonten am Sonntag in München, dass die Beziehung zum Judentum für Benedikt von wesentlicher Bedeutung für seinen Glauben gewesen.

Aus ökumenischer Perspektive gab es nicht nur Lob für Benedikts Wirken. Er habe sich zwar um ökumenischen Dialog bemüht, sagte der bayerische Landesbischof und frühere EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. Seine Äußerungen zum Verhältnis zwischen Protestanten und Katholiken hätten aber auch „Verletzungen“ hinterlassen.

Zudem blieben bis zuletzt auch Fragen zu seinem persönlichen Umgang mit Missbrauchstätern im Erzbistum München und Freising offen. Benedikt war der erste Papst, der sich persönlich mit Missbrauchsopfern traf. Aber zuletzt wurden ihm durch die Veröffentlichung eines Gutachtens im Erzbistum München selbst Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern vorgeworfen. Die Vorwürfe wies Benedikt bis zuletzt zurück, bat jedoch in einem Brief bei den Opfern sexualisierter Gewalt um Entschuldigung.