Woelki: Ich hätte anders kommunizieren müssen

© epd/Guido Schiefer
Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wartet die Ergebnisse der Kölner Staatsanwalt, die untersucht, ob er im Zusammenhang mit der Aufklärung von Missbrauchsfällen zwei falsche eidesstattliche Erklärungen abgegeben haben könnte, mit "vollkommener Gelassenheit" ab.
Aufarbeitung von Missbrauchsfällen
Woelki: Ich hätte anders kommunizieren müssen
Der Kölner Erzbischof Woelki steht seit Jahren wegen einer schleppenden Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in seinem Erzbistum in der Kritik. Er räumt Fehler in der Kommunikation ein, wirbt zugleich aber um Verständnis für sein Vorgehen.

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat Versäumnisse im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen eingeräumt. Es sei insgesamt ein "mühsamer Prozess" gewesen, sagte er der Düsseldorfer "Rheinischen Post" in einem am Dienstag online veröffentlichten Interview. "Da habe ich sicherlich Fehler gemacht. Ich hätte vor allem mit Betroffenen anders kommunizieren müssen." Aber am Willen zur Aufklärung habe es nie gemangelt, betonte der Erzbischof.

Nach seiner Amtsübernahme 2014 habe er ein "Chaos" in der Bistumsverwaltung vorgefunden, sagte Woelki der "Kölnischen Rundschau" (Dienstag). "Es gab Akten, die man überall suchen musste", beklagte er: "Da hatte ich massive Bretter zu bohren. Gegen den Widerstand so einiger im Erzbistum Köln."

Als eine "Täterorganisation" wolle er die Kirche nicht bezeichnen, sagte Woelki der "Rheinischen Post". Vielmehr sei die Kirche "eine Organisation, in der es Täter gibt". Es sei "absolut verwerflich, dass innerhalb der Kirche solche Verbrechen möglich waren", unterstrich der Kardinal: "Aber sie sind hoffentlich heute und zukünftig nie mehr möglich." Er verwies darauf, dass im Erzbistum bisher bereits mehr als 100.000 Haupt- und Ehrenamtliche zu Fragen der Prävention geschult worden seien.

Die Krise im Erzbistum Köln hat Woelki nach eigener Aussage verändert. "Ich habe mich eigentlich noch nie so ohnmächtig gefühlt wie in diesen vergangenen zwei, drei Jahren", sagte der 66-Jährige der Düsseldorfer Zeitung. Die Vorwürfe gegen seine Person im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hätten ihn "zu einem gerüttelten Maß persönlich getroffen, weil ich als einer der ersten die Aufarbeitung angestoßen habe".

Mit Blick auf die Ermittlungen der Kölner Staatsanwalt, die untersucht, ob Woelki im Zusammenhang mit der Aufklärung von Missbrauchsfällen zwei falsche eidesstattliche Erklärungen abgegeben haben könnte, sagte der Kardinal der "Kölnischen Rundschau", er warte die Ergebnisse mit "vollkommener Gelassenheit" ab. Zu einer Liste über seinerzeit beschuldigte Geistliche, die eine ehemalige Mitarbeiterin nach ihren eigenen Angaben 2015 zur Vorlage bei Woelki erarbeitet hatte, sagte der Erzbischof, dass er an diese Liste "wirklich keine Erinnerung mehr" habe.

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen Woelki wegen des Verdachts einer falschen eidesstattlichen Versicherung. Es geht unter anderem um die Frage, wann er von mutmaßlichen Missbrauchstaten von Winfried Pilz, dem früheren Präsidenten des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", wusste. Woelki hatte eidesstattlich versichert, er habe erst Ende Juni dieses Jahres davon erfahren. Die frühere Assistentin des Personalchefs im Kölner Generalvikariat widerspricht dieser Darstellung.

Der Kölner Erzbischof ist in den vergangenen Jahren wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in seinem Erzbistum heftig in die Kritik geraten. Der Papst hatte im vergangenen Jahr Gutachter in die Diözese geschickt, um die Situation dort zu überprüfen. Anschließend hatte er Woelki eine sechsmonatige Auszeit verordnet, die Anfang März endete. Woelki nahm seine Amtsgeschäfte wieder auf. Zugleich reichte er ein Rücktrittsgesuch ein. Die Entscheidung des Papstes darüber steht noch aus.