Umfrage: Finanzielle Belastungen setzen immer mehr Menschen zu

Umfrage: Finanzielle Belastungen setzen immer mehr Menschen zu
Immer mehr Menschen in Deutschland leiden offenbar unter finanziellen Belastungen. Laut einer Befragung der Hans-Böckler-Stiftung beklagt mittlerweile mehr als ein Viertel der Bevölkerung finanzielle Probleme.

Düsseldorf (epd). Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs sind die finanziellen Belastungen für viele Menschen in Deutschland laut einer Studie auf ein Rekordhoch gestiegen. Wie eine am Dienstag von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf vorgelegte Befragung ergab, empfinden immer mehr Erwerbstätige und Arbeitsuchende ihre finanzielle Situation als stark oder äußerst belastend. Zunächst hatte die „Süddeutsche Zeitung“ über die Studie berichtet.

Dem Report zufolge stuften im November 27 Prozent der Befragten ihre finanzielle Situation als stark oder äußerst belastend ein. Die Quote war damit die höchste seit Ausbruch der Corona-Pandemie, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Böckler-Stiftung erklärte. Im April 2020 hatten 23 Prozent der Befragten ihre Situation so bewertet. Bis Ende 2021 war der Anteil dann gesunken, seit Anfang dieses Jahres steigt der Wert kontinuierlich.

Die wahrgenommenen finanziellen Belastungen unterscheiden sich je nach Einkommen erheblich: Während unter den Einkommensschwächsten (monatlich weniger als 1.500 Euro) teilweise rund die Hälfte über starke finanzielle Belastungen berichtete, waren es unter Befragten mit mittleren Einkommen (2.000 bis 3.500 Euro) rund ein Viertel. Bei den Einkommensstärksten (mehr als 5.000 Euro) empfinden lediglich acht Prozent ihre finanzielle Situation als belastend.

Mütter sind der Untersuchung zufolge besonders stark belastet. So klagten 40 Prozent von ihnen über starke finanzielle Belastungen, bei den Vätern waren es 27 Prozent. Ursache ist den Angaben zufolge auch, dass die Rollenverteilung bei der Kinderbetreuung zwischen Männern und Frauen wieder das Niveau der Zeit vor der Corona-Pandemie erreicht habe.

So gaben 63 Prozent der befragten Mütter an, den überwiegenden Teil der Kinderbetreuung zu leisten, während es bei den Vätern nur 6 Prozent waren. „Hier lässt sich also eine Verstetigung der schon vor der Krise sehr ungleichen Verteilung der Sorgearbeit feststellen“, sagte WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch.

Laut der Befragung stoßen zwei kürzlich von der Bundesregierung beschlossene Maßnahmen auf Zustimmung: Jeweils gut die Hälfte der Befragten war mit den Gas- und Strompreisbremsen oder dem geplanten 49-Euro-Ticket eher zufrieden oder sehr zufrieden. Zugleich sank aber das Vertrauen in die Bundesregierung. Ende November 2022 gaben 15 Prozent der befragten Erwerbstätigen und Arbeitslosen an, sie hätten hohes oder sehr hohes Vertrauen in die Regierung. Bei der Umfrage vom November 2021 waren es noch 22 Prozent. Das Vertrauen in andere Institutionen - wie Polizei, Gerichte und Bundeswehr - ist hingegen seit April dieses Jahres wieder gestiegen.

Bei den Befragten herrschten vor allem Sorgen wegen der Inflation (56 Prozent) und der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung (47 Prozent). Weiterhin steigend waren zudem die Sorgen um den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft oder die Entwicklung der sozialen Ungleichheit (jeweils rund 45 Prozent).

Die Daten beruhen auf der repräsentativen Befragung von mehr als 5.100 Erwerbstätigen und Arbeitslosen im November 2022. Das Marktforschungsinstitut Kantar Deutschland hatte die Personen online zu ihrer Lebenssituation befragt.