"Humanity 1" nach weiteren Rettungen mit 250 Flüchtlingen an Bord

"Humanity 1" nach weiteren Rettungen mit 250 Flüchtlingen an Bord

Frankfurt a.M. (epd). Nach zwei weiteren Rettungen im zentralen Mittelmeer hat das Schiff „Humanity 1“ mehr als 250 Flüchtlinge an Bord. In der Nacht zum Dienstag und am Dienstagmorgen sei die Besatzung zwei Booten in Seenot vor der libyschen Küste zu Hilfe gekommen, teilte die Organisation SOS Humanity, die das Schiff betreibt, mit. Die zuständigen Stellen unter anderem in Malta und Italien hätten bislang noch nicht auf die Bitte nach einer Koordinierung der Rettung reagiert.

In der Nacht habe die Notruf-Organisation Alarm Phone auf ein seeuntüchtiges, doppelstöckiges Holzboot hingewiesen, das sich stark zur Seite neigte und zu kentern drohte. Die Besatzung des Rettungsschiffes „Louise Michel“ hatte die 49 Geflüchteten bereits mit Schwimmwesten versorgt. Laut SOS Humanity war auch ein Schiff der libyschen Küstenwache vor Ort und näherte sich dem Boot dermaßen, dass einige Menschen ins Wasser fielen. Schließlich konnten sie auf die „Humanity 1“ gebracht werden. In den Morgenstunden des Dienstags nahm die Besatzung weitere über 100 Menschen aus einem überfüllten Schlauchboot an Bord.

Am Wochenende hatten die „Louise Michel“ und die „Humanity 1“ bei sinkenden Temperaturen bereits einen Einsatz gehabt. Die Besatzung der „Louise Michel“ hatte 103 Menschen aus einem Schlauchboot gerettet, die die „Humanity 1“ dann übernahm, weil das Schiff größer und besser zur Versorgung vieler Menschen geeignet ist. Außerdem nahm die Crew der „Geo Barents“ von „Ärzte ohne Grenzen“ 74 Geflüchtete aus einem überladenen Schlauchboot vor der libyschen Küste an Bord.

Auch während dieser ersten Rettung durch die „Louise Michel“ fuhr laut SOS Humanity ein Schnellboot der libyschen Küstenwache heran, so dass die Menschen in Panik gerieten und Wasser ins Schlauchboot eindrang. Aus diesem Grund habe sich die Besatzung zur Aufnahme der Flüchtlinge entschieden, ohne auf die herannahende „Humanity 1“ zu warten.

Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten nach Flüchtlingen in Seenot Ausschau. Die libysche Küstenwache, die vorwiegend aus Milizionären besteht, versucht immer wieder, die Fliehenden zu einer Rückkehr nach Libyen zu zwingen, wo ihnen Gewalt und Not droht. Bei der Überquerung des Mittelmeers kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr bereits fast 2.000 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.