Rabbinerkonferenz besorgt nach antisemitischen Angriffen

Rabbinerkonferenz besorgt nach antisemitischen Angriffen
Wenige Tage nach dem Gedenken an die Reichspogromnacht ist am Wochenende in Berlin erneut eine jüdische Einrichtung beschädigt worden. Am Freitag waren bereits Schüsse auf eine Einrichtung in Essen bekannt geworden.

Berlin (epd). Nach einer Sachbeschädigung an einer sefardisch-orthodoxen Synagoge in Berlin-Schöneberg sind die Hintergründe noch unklar. Es gebe keine neuen Erkenntnisse über den Vorfall, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag auf epd-Anfrage.

Unbekannte hatten in der Nacht zu Samstag im Eingangsbereich des Hauses, wo sich die Synagoge und die Wohnung des Rabbiners befinden soll, eine traditionelle jüdische Schriftkapsel („Mesusa“) aus Holz samt Schriftstück entwendet. Ein Sicherheitsbeauftragter der jüdischen Gemeinde hatte am Samstagmorgen die Sachbeschädigung gemeldet. Zuvor hatte in der Nacht eine Passantin die Polizei informiert, dass bei dem Haus die Türklingel beschädigt und Müll vor der Eingangstür abgelegt worden sei. Einsatzkräfte fanden später im Müll die Mesusa, allerdings ohne Schriftstück. Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland zeigte sich besorgt nach dem neuerlichen antisemitischen Vorfall. Am Freitag war bekannt geworden, dass in Essen auf das ehemalige Rabbinerhaus an der Alten Synagoge offenbar geschossen worden war. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von einem Anschlag. Bundes- und Landespolitiker sowie der Zentralrat der Juden zeigten sich schockiert.

„Mit großer Sorge erfüllt uns, dass solche Angriffe nicht nur weiter zunehmen, sondern auch in immer kürzeren Abständen geschehen“, erklärte der Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz. In einem Teil der Gesellschaft habe sich ein gefährlicher antisemitischer und antiisraelischer Cocktail zusammengebraut, so die Rabbiner Avichai Apel (Frankfurt/Main), Zsolt Balla (Leipzig) und Yehuda Pushkin (Stuttgart) in einer Stellungnahme. Dagegen müsse „jeder in diesem Land mit voller Kraft, mit Herz und Verstand ankämpfen“. Jüdisches Leben und die Religionsfreiheit müssten auch weiterhin eine Zukunft in Deutschland haben. Weiter schrieben sie: „Als hier in Deutschland seit schon vielen Generationen lebende Bürgerinnen und Bürgern lassen wir uns nicht einschüchtern. Wir bleiben hier, schauen nach vorne und machen weiter!“

Unklar ist, ob das nicht als Synagoge erkennbare Gebäude in Berlin durchgehend oder nur zeitweilig durch einen Sicherheitsbeauftragten der jüdischen Gemeinde überwacht wurde. Der Staatsschutz ermittelt wegen Sachbeschädigung und Diebstahls.