Anschlag auf alte Essener Synagoge

Das Gebäude der Alten Synagoge in Essen
© epd/Udo Gottschalk
Auf das Rabbinerhaus der alten Synagoge in Essen wurde ein Anschlag verübt. Der 1913 eingeweihte Kuppelbau ist das größte Synagogengebäude nördlich der Alpen. Heute fungiert es als Haus jüdischer Kultur. (Archivbild)
Staatsschutz ermittelt
Anschlag auf alte Essener Synagoge
Nach Schüssen auf das ehemalige Rabbinerhaus an der Alten Synagoge in Essen ermittelt der Staatsschutz. NRW-Innenminister Reul spricht von einem Anschlag. Bundes- und Landespolitiker sowie der Zentralrat der Juden zeigen sich schockiert.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Politiker von Grünen und SPD äußerten sich entsetzt. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nannte den Angriff "beklemmend". Die Alte Synagoge stehe für gelebte deutsch-jüdische Kultur, schrieb Schuster auf Twitter. "Die Schüsse sind ein Angriff auf unsere gemeinsamen Werte."

Nach Angaben der Essener Polizei hatten Zeugen am Freitagmorgen vier Einschusslöcher am alten Rabbinerhaus gemeldet. Verletzt worden sei niemand. Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass die Einschusslöcher von einer scharfen Waffe stammten. Zudem werde eine Videoaufnahme, auf der ein Mann zu erkennen sei, ausgewertet. Der Staatsschutz sei eingeschaltet.

Innenminister Reul, der sich persönlich vor Ort ein Bild gemacht hatte, schrieb auf Twitter, der Angriff erschüttere ihn zutiefst. "Wenn jemand mit einer scharfen Waffe schießt, muss man von einem Anschlag sprechen." Die Polizei gehe von mindestens vier Schüssen auf die Tür des Gebäudes und einem männlichen Tatverdächtigen aus. Die Videoaufzeichnungen würden mit "Hochdruck" ausgewertet.

Bundesjustizminister Buschmann bezeichnete die Tat als "neuerlichen Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland". Antisemitismus dürfe keinen Platz haben. NRW-Ministerpräsident Wüst erklärte, man stehe fest an der Seite der Jüdinnen und Juden in Nordrhein-Westfalen und schütze sie gegen Hass und Gewalt. Vizeministerpräsidentin Mona Neubaur (Grüne) betonte, die Anstrengungen zum Schutz jüdischen Lebens dürften nicht nachlassen.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im NRW-Landtag, Thomas Kutschaty, sagte, wer auch immer die Attacke verübt habe, habe alle Demokratinnen und Demokraten gegen sich. Der Essener Bundestagsabgeordnete Kai Gehring (Grüne) sprach von einem "widerwärtigen Anschlag", der schnellstmöglich und lückenlos aufgeklärt werden müsse. Attacken auf jüdische Einrichtungen seien "Angriffe auf unsere multireligiöse Demokratie", sagte Gehring. NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) verlangte, beim Eintreten gegen Antisemitismus nicht nachzulassen.

Gebäude steht für die jüdische Geschichte im Ruhrgebiet

Auch Vertreter der Kirchen in Essen zeigten sich entsetzt. Die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Essen, Marion Greve, sagte, sie sei über die Tat "tief betroffen" und "wütend". Sie frage sich, was den Täter dazu verleitet habe und hoffe auf eine schnelle Aufklärung. Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, sagte: "Das ist ein Anschlag auf ein Gebäude, das wie kein zweites für die jüdische Geschichte im Ruhrgebiet steht."

Die Alte Synagoge Essen heißt seit 2010 "Haus jüdischer Kultur" und bietet als interkulturelle Begegnungsstätte der Stadt Essen Informationen über jüdische Traditionen, Feste und Geschichte. Im benachbarten ehemaligen Rabbinerhaus ist unter anderem das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte untergebracht.