Lauterbach für mehr ambulante Operationen in den Kliniken

Lauterbach für mehr ambulante Operationen in den Kliniken
Krankenhaustag: VKD-Präsident sieht Kliniken in "gefährlicher Krise"
Inflation, Energiekosten und Mangel an Fachpersonal: Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Deutschland gibt nach Ansicht von Experten zunehmend Anlass zur Sorge. Gesundheitsminister Lauterbach wirbt für eine Reform.

Düsseldorf (epd). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wirbt für mehr ambulante Operationen und damit weniger Übernachtungen im Krankenhaus. „Wir müssen weg vom System, dass Krankenhausbehandlung immer mit Übernachtung einhergehen muss“, sagte er am Montag in Düsseldorf zum Auftakt des Deutschen Krankenhaustages. Als Teil einer großen Krankenhausreform sollen unter anderem damit Kosten eingespart und Kliniken entlastet werden.

Damit einhergehen soll auch eine Reform des bisherigen Fallpauschalensystems (DRG) - fixe Zahlungen pro Patient, die von der Diagnose abhängig sind. Aus Sicht von Kritikern ist dieses System für die Krankenhäuser ein Anreiz, die Zahl gewinnbringender Operationen zu steigern und eher defizitäre Abteilungen wie die Kinder- und Jugendmedizin oder die Geburtshilfe abzubauen. Lauterbach verwies darauf, dass mit der Ausgliederung der Pflege aus dem DRG-System bereits erste Schritte eingeleitet worden seien.

Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Deutschland gibt nach Ansicht von Experten zunehmend Anlass zur Sorge. Bundesweit belaufe sich die Unterfinanzierung auf inzwischen sechs Milliarden Euro, sagte der Präsident des Verbands der Krankenhausdirektoren (VKD), Josef Düllings. Zudem rechneten 70 Prozent aller Häuser in diesem Jahr mit einem Defizit. „Die Kliniken sind in einer für die Gesellschaft gefährlichen Krise“, sagte der Hauptgeschäftsführer der St. Vinzenz-Krankenhaus GmbH Paderborn.

Inflation, Energiekosten und der Mangel an Fachpersonal sind die Haupttreiber der Krise bei den Kliniken, wie Düllings ausführte. Hinzu kämen seit Beginn der Coronakrise gesunkene Fallzahlen, weil viele Patienten die Häuser aus Angst vor Ansteckung immer noch mieden. Folge sei eine „massive Lücke“ zwischen Betriebskosten und Preisen. Das angekündigte Hilfspaket der Bundesregierung in Höhe von acht Milliarden Euro könne zwar unmittelbar drohende Schließungen verhindern, sei aber keine langfristige Lösung.

Vor diesem Hintergrund mahnte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, eine bessere Zusammenarbeit zwischen dem Bund und den für die Investitionen in die Krankenhäuser zuständigen Ländern an. Nur gemeinsam könne ein Leitbild entstehen, wie die Patientenversorgung der Zukunft aussehen solle. Erst dann könnten sich Expertenkommissionen ans Werk machen, um die entsprechenden Instrumente für dieses Leitbild zu entwickeln.

Auch der Verband leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte (VLK) forderte eine bessere Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Krankenhausverbänden. Die Regierungskommission versuche, das Rad in Sachen Krankenhausreform und Planung neu zu erfinden, rede aber nicht mit den Ländern, „ohne die nichts gehen wird“, so VLK-Präsident Michael Weber. Auch würden viele Vorschläge der Verbände ignoriert.

Beim 45. Deutschen Krankenhaustag diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Selbstverwaltung und Krankenhauspraxis bis Donnerstag über Entwicklungen in der Branche.