Laien und Reformgruppen erhöhen Druck auf Kardinal Woelki

Laien und Reformgruppen erhöhen Druck auf Kardinal Woelki
Erzbistum weist Verdacht auf Falschaussage zurück
Der Druck auf den Kölner Kardinal Woelki wächst weiter. Nachdem die Staatsanwaltschaft wegen möglichen Meineids ermittelt, fordern Laien und Reformgruppen Konsequenzen. Das Erzbistum weist die Vorwürfe erneut zurück.

Düsseldorf, Köln (epd). Nach der Aufnahme von Ermittlungen gegen den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki wegen möglichen Meineids dringen Laienvertreter und Reformgruppen auf eine Entscheidung über die Zukunft des Kardinals. Die Mitarbeitervertretung im Generalvikariat berichtete über Angst und Unsicherheit unter den Beschäftigten. Das Erzbistum veröffentlichte unterdessen am Freitag eine kurze Video-Erklärung des Kölner Juristen Carsten Brennecke, der den Vorwurf einer falschen eidesstattlichen Versicherung zurückwies.

Die Staatsanwaltschaft Köln geht in ihren Ermittlungen dem Verdacht einer falschen eidesstattlichen Versicherung Woelkis nach. Es geht um die Frage, wann er von mutmaßlichen Missbrauchstaten von Winfried Pilz, dem früheren Präsidenten des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, wusste. Woelki hatte eidesstattlich versichert, er habe erst Ende Juni dieses Jahres davon erfahren. Die frühere Assistentin des Personalchefs im Erzbistum, Hildegard Dahm, stellt dies infrage. Sie habe bereits ein Vierteljahr nach dem Amtsantritt Woelkis eine Liste mit den Namen von Pilz und 13 weiteren mutmaßlichen Missbrauchstätern erstellt, die dem Kardinal Anfang 2015 vorgelegt worden sei.

Der Anwalt Brennecke betonte in einem vom Erzbistum verbreiteten Video, diese Aussagen belegten nicht, dass Woelki eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben habe. Der Kardinal habe darin nicht erklärt, dass er keine Liste bekommen habe, sondern nur, „dass er sich mehr als sieben Jahre später nicht daran erinnern kann, ob der Name P. auf einer Liste stand“.

Die Sprecherin der Reforminitiative Maria 2.0, Maria Mesrian, nannte die jüngste Entwicklung in der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Freitag) einen „absoluten Tiefpunkt“. „Der Kardinal sollte so viel Gespür für die verfahrene Situation im Bistum haben und seine Ämter vorläufig ruhen lassen“, sagte sie der Zeitung. Konsequenzen fordert auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). „Ein Ende mit Schrecken statt ein Schrecken ohne Ende wäre in Köln längst angeraten gewesen“, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp der „Rheinischen Post“. Die jüngste Entwicklung sei „nur ein weiterer Punkt in einer langen Reihe von verstörenden Ereignissen“.

Für den Vorsitzenden des Diözesanrats im Erzbistum, Tim Kurzbach, „bricht jetzt ein Kartenhaus von Unwahrheiten zusammen“. Eine der „schrecklichen Erkenntnisse“ sei, dass Kardinal Woelki als selbsternannter Aufklärer zugebe, eine Liste mit aktiven Missbrauchstätern nicht beachtet zu haben, „nur um sich selbst zu verteidigen“, sagte er der „Rheinischen Post“.

Zudem werde eine Frau, die nach intensivem Ringen mit ihrem Gewissen eine Wahrheit ausgesprochen habe, in einer ersten Reaktion vom Erzbistum bedroht, erklärte der Chef des Laiengremiums im Erzbistum Köln, der auch Oberbürgermeister von Solingen ist. Das Erzbistum hatte die Prüfung arbeitsrechtlicher Schritte gegen Dahm angekündigt. „Das sind Dinge, die für mich mit Christlichkeit nichts mehr zu tun haben“, sagte Kurzbach.

Auch die Mitarbeitervertretung (MAV) im Erzbischöflichen Generalvikariat kritisierte das Vorgehen des Erzbistums. Die öffentliche Ankündigung möglicher arbeitsrechtlicher Schritte gegen eine Whistleblowerin aus den eigenen Reihen führe „bei vielen Mitarbeitenden zu Angst, Unsicherheit und Empörung“, heißt es in einer Erklärung der MAV, über die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag) berichtet. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter empfänden die Einlassungen des Erzbistums als „einschüchternd und bedrängend“.