Schweigeminute für Mevlüde Genç im NRW-Landtag

Schweigeminute für Mevlüde Genç im NRW-Landtag

Düsseldorf (epd). Der nordrhein-westfälische Landtag in Düsseldorf hat am Mittwoch zu Beginn seiner Plenarsitzung eine Schweigeminute zum Gedenken an Mevlüde Genç eingelegt. Genç, die beim Solinger Brandanschlag 1993 fünf Familienangehörige verloren hatte, war am Sonntag im Alter von 79 Jahren gestorben. Landtagspräsident André Kuper (CDU) würdigte sie als „beeindruckende Botschafterin für den Frieden“ und Vorbild für ein Miteinander in Versöhnung und Aussöhnung. „Mevlüde Genç ist Hass und Gewalt mit Vergebung und Liebe entgegen getreten trotz unermesslichen persönlichen Leids“, sagte Kuper.

Am Dienstag hatten rund tausend Menschen bei einem islamischen Totengebet in Solingen Abschied von Genç genommen, darunter auch Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und weitere Mitglieder der Landesregierung sowie der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). Nach der Zeremonie war der Sarg in die Türkei überführt worden, wo die Verstorbene in ihrem Geburtstort Mercimek neben ihren dort bestatteten Kindern beigesetzt werden sollte.

Mevlüde Genç hatte zwei Töchter, zwei Enkelkinder und eine Nichte verloren, als vier junge Neonazis am 29. Mai 1993 ihr Haus in der Unteren Wernerstraße in Solingen in Brand steckten. 17 Angehörige wurden damals verletzt. Dennoch setzte sie sich danach für Toleranz und Versöhnung ein, nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an und wurde zu einer in Deutschland, aber auch international anerkannten Stimme für ein friedliches Miteinander der Kulturen und Religionen. Die Täter wurden 1995 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Genç wurde für ihr Engagement 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2015 mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt. Seit 2019 verleiht das Land NRW jährlich einen nach ihr benannten Toleranzpreis, die mit 10.000 Euro dotierte Mevlüde-Genç-Medaille.