Sant'Egidio kritisiert flüchtlingsfeindliche Rhetorik

Sant'Egidio kritisiert flüchtlingsfeindliche Rhetorik

Berlin, Wismar (epd). Nach dem mutmaßlichen Anschlag auf eine Unterkunft ukrainischer Flüchtlinge nahe Wismar warnt die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio vor einer Rhetorik, die die Aufnahme Geflüchteter diskreditiert. Aussagen wie die des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz über einen vermeintlichen Sozialtourismus von Menschen aus der Ukraine förderten das Aggressionspotenzial in der Gesellschaft, sagte der Sprecher von Sant'Egidio, Matthias Leineweber, am Freitag in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Am Mittwochabend war bei Groß Strömkendorf bei Wismar in Mecklenburg-Vorpommern eine Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine abgebrannt. Von den 14 Bewohnerinnen und Bewohnern wurde niemand verletzt. Die Polizei geht von einem Anschlag aus, der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

CDU-Chef Friedrich Merz hatte Ende September von einem „Sozialtourismus“ von Flüchtlingen gesprochen, die angeblich zwischen Deutschland und der Ukraine pendelten. Später bat er um Entschuldigung, falls seine Wortwahl als verletzend empfunden worden sei.

„Es ist in dieser Situation nicht hilfreich, diejenigen zu stärken, die sagen, dass wir die Aufnahme nicht verkraften könnten“, sagte Sant'Egidio-Sprecher Leineweber. Es seien derzeit viele Menschen in Deutschland bereit, zu helfen. Er befürchte, dass eine „Das-Boot-ist-voll-Rhetorik dazu führt, dass sich diese Menschen fragen könnten, ob es denn richtig ist, sich zu engagieren“. Außerdem sei sie Wasser auf die Mühlen von Extremisten. „Jede und jeder soll sich gut überlegen, was er spricht“, sagte er. Sant'Egidio ist eine Gemeinschaft, die sich unter anderem für Migranten, Ausgegrenzte und in der internationalen Friedensarbeit einsetzt.