Musikjahr der Frauenkirche erstmals ohne Ludwig Güttler

Musikjahr der Frauenkirche erstmals ohne Ludwig Güttler
Die Dresdner Frauenkirche lockt auch 2023 mit einem vielfältigen Musikprogramm. Erneut werden im wieder aufgebauten Kuppelbau etliche renommierte Künstlerinnen und Künstler erwartet. Doch ein Publikumsliebling wird fehlen.

Dresden (epd). Die Stiftung Dresdner Frauenkirche will 2023 mit zahlreichen musikalischen Veranstaltungen wieder durchstarten. Das Jahresprogramm listet mehr als 100 Konzerte auf. Die Stiftung wolle weiterhin Gemeinschaft und Identität stiften, sagte deren Geschäftsführerin Maria Noth am Freitag in Dresden. Erstmals seit Jahrzehnten wird das Musikjahr in der Frauenkirche ohne die künstlerische Beteiligung von Startrompeter und Dirigent Ludwig Güttler stattfinden.

Der 79 Jahre alte Musiker wird Ende 2022 aus Altersgründen seine öffentliche Tätigkeit als Künstler beenden. Er hatte den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Frauenkirche wesentlich mit vorangebracht. Bei zahlreichen Benefizkonzerten in Dresden und anderswo warb er um Spenden. Seit der Fertigstellung der Frauenkirche 2005 war er dort regelmäßig zu Gast. Während der Bauzeit hatte er bereits in der Unterkirche musiziert.

Ein Abschiedskonzert für Güttler mit dem Trompeter als Ehrengast sei für den 1. Januar vorgesehen, sagte Noth weiter. Beim Neujahrskonzert in der Frauenkirche werde unter der Leitung seines Sohns Michael Güttler das Oratorium „Messias“ von Georg Friedrich Händel (1685-1759) aufgeführt.

Der Abschied von der Konzertbühne fällt Güttler schwer: „Es ist eine wahnsinnig schwere Aufgabe, zu sagen: Das war’s“, erklärte er am Freitag per Mitteilung. Seine Tage würden aber weiterhin gut gefüllt sein, nur anders. Im nächsten Jahr feiert der Trompeter seinen 80. Geburtstag.

Das Musikprogramm der Stiftung verantwortet der Geiger Daniel Hope gemeinsam mit dem Frauenkirchen-Kantor Matthias Grünert und dem dortigen Organisten Samuel Kummer. „Wir versuchen, Menschen zusammenzubringen und versöhnliche Töne zu spielen und zu sprechen“, sagte Hope, der „Artistic Director“ der Dresdner Frauenkirche ist.

Hope setzt demnach auf Gäste und Programme, die Generationen und Epochen verbinden. Unter anderem wird der Cellist Daniel Müller-Schott in der Frauenkirche erwartet. Dieser spanne den Bogen von Joseph Haydn (1732-1809) bis zum schweizerisch-US-amerikanischen Komponisten Ernest Bloch (1880-1959). Vier Konzerte wird Hope selbst geben, darunter eines mit seinem Schweizer Violinkollegen Sebastian Bohren.

Das Musikprogramm sei eine Kombination aus traditionellen Werken und Kompositionen, die in der Frauenkirche noch nie aufgeführt worden seien, sagte Grünert. Neu sei 2023 unter anderem ein Weihnachtskonzert „nach englischem Vorbild“ mit dem Kammerchor der Frauenkirche. Zudem präsentieren neun Konzerte der „Young Artists“-Reihe junge Talente.

Hope würdigte das Wirken von Ludiwg Güttler für die Stiftung und für Dresden. „Musikalische Erlebnisse mit Güttler gehören zu den absoluten Höhepunkten“, sagte Hope.

Die Dresdner Frauenkirche im Zentrum der Stadt wurde bei Luftangriffen 1945 zerstört und nach 1990 wieder aufgebaut. Vor der Corona-Pandemie zog sie mit Gottesdiensten, Führungen, Konzerten und anderen Veranstaltungen jährlich rund zwei Millionen Besucher an. Die Konzertauslastung liegt derzeit im Vergleich zu 2019 den Angaben zufolge bei 75 Prozent. In der Corona-Pandemie musste ein Teil der Konzerte ausfallen.