Brüssel (epd). Im Jahr 2022 haben wieder mehr Menschen versucht, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Das zeigt eine Analyse, die am Donnerstag im EU-Bericht zu Migration und Asyl in Brüssel veröffentlicht wurde. Während die EU 2019 und 2021 rund 80.000 irreguläre Grenzübertritte über das Mittelmeer zählte, war diese Zahl mit etwa 120.000 in den ersten neun Monaten 2022 deutlich höher. Auch diese Zahl liege aber „deutlich unter dem Niveau von 2015“, heißt es in dem Bericht.
Die zentrale Mittelmeerroute bleibt dabei der am häufigsten Fluchtweg nach Europa. Die meisten Flüchtlinge und Migranten kamen demnach über diese Route in Italien an. In Malta sei die Zahl der Ankünfte dagegen deutlich zurückgegangen. Staatsangehörige aus Tunesien, Ägypten und Bangladesch stellten die größten Gruppen dar. Die meisten Menschen wagten die Überfahrt aus Libyen oder Tunesien,16 Prozent kamen direkt aus der Türkei.
Auf der östlichen Mittelmeerroute hätten sich die irregulären Ankünfte 2022 im Vergleich zu 2021 verdoppelt. Das habe vor allem den Migrationsdruck in Zypern erhöhte, wo derzeit 60 Prozent der Menschen ankommen. Die Zahl der Ankünfte in Griechenland sei niedriger geblieben als vor der Pandemie. Die meisten Menschen auf dieser Route seien syrische, nigerianische und türkische Staatsbürger.
Die westliche Route über das Mittelmeer führt auf das spanische Festland und die kanarischen Inseln. Vor allem Menschen aus Marokko, Algerien, Senegal, Côte d'Ivoire und Guinea versuchten hier, nach Europa zu gelangen.
Ein besonders starker Anstieg der Ankünfte war 2022 auf der Westbalkanroute zu verzeichnen. In den ersten neun Monaten des Jahres zählte die EU rund 87.000 irreguläre Grenzübertritte, fast dreimal so viele wie 2021 und mehr als zehnmal so viele wie im gleichen Zeitraum 2019. Die meisten Menschen stammten aus Syrien, Afghanistan und der Türkei.