Bischof Bätzing mahnt neue katholische Sexualethik an

Bischof Bätzing mahnt neue katholische Sexualethik an
Auf der bis Donnerstag tagenden Herbst-Vollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz soll das weitere Vorgehen im Reformprozess Synodaler Weg besprochen werden. Die Bischöfe wollen zudem einen neuen Missbrauchsbeauftragten ernennen.

Fulda (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat für seine Kirche eine Reform der Sexualethik gefordert. Der Limburger Bischof bedauerte zum Auftakt der Herbstversammlung der deutschen Bischöfe am Montag in Fulda, dass der Grundtext zu einer erneuerten Sexualethik mit dem Titel „Leben in gelingenden Beziehungen“ bei der jüngsten Versammlung des Synodalen Weges im September in Frankfurt am Main an der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit unter den Bischöfen gescheitert ist.

Das Vertrauen sei durch die Ablehnung eines so wichtigen Textes ins Wanken geraten, sagte Bätzing. Nun bräuchten die Menschen ein Zeichen, wie ihre Anliegen nach vorne gebracht werden könnten: „Jeder muss sich am eigenen Schopf greifen und sagen, wo kann ich auf den anderen zugehen. Immer nur mit Nein stimmen, ist sicher nicht der richtige Weg“, sagte er.

Bis Donnerstag, 29. September, tagen 65 der 69 katholischen Bischöfe im Fuldaer Stadtschloss. Ein Schwerpunkt der Beratungen ist der Fortgang des Synodalen Wegs. Weitere Themen sind die Vorbereitung auf den Besuch der deutschen Bischöfe im November in Rom und der weitere Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche an Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen.

Der bisherige Beauftragte der Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, wird den Angaben zufolge Bilanz ziehen. Da er im Vorfeld der Vollversammlung angekündigt hatte, nach zwölf Jahren diese Aufgabe abzugeben, soll seine Nachfolge geregelt werden. Am Mittwoch sollen der oder die Nachfolger vorgestellt werden.

Die katholische Kirche sei mit Blick auf Prävention und Intervention, Anerkennung und Aufklärung erhebliche Schritte nach vorne gegangen, sagte Bätzing: „Nun treten wir in eine neue Phase ein.“ Ziel sei es, Betroffene stärker einzubeziehen und sichere Räume in der Kirche zu schaffen.

Die Vollversammlung will auch eine Bilanz ihrer Hilfen bei der Flutkatastrophe 2021 ziehen und über Fragen der Notfallseelsorge diskutieren. Die Kirche sei verlässlich da, wo Menschen in Not seien, betonte Bätzing.

Zur Diskussion um den assistierten Suizid sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, durch die Stellungnahme des Deutschen Ethikrats habe die Diskussion wieder Fahrt aufgenommen. Er sei dankbar für die großen Übereinstimmungen des Ethikrats mit der Position der Kirche. Suizid und die Hilfe dabei dürften keine Lösung für Menschen in ausweglosen Krisen sein.

Unterdessen forderten katholische Initiativen eine Beschleunigung des kirchlichen Reformprozesses. „Es geht uns nicht schnell genug beim Synodalen Weg“, sagte die Sprecherin der Reforminitiative „Wir sind Kirche“, Sigrid Grabmeier, bei einer Online-Pressekonferenz. „Wir können nicht darauf warten, bis der Synodale Weg abgeschlossen ist und in Rom neue Weichen gestellt sind.“ Die Initiativen äußerten vor allem Unzufriedenheit über die mangelnden Fortschritte bei der Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche.

Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, forderte die Bischöfe auf, Voraussetzungen für eine unabhängige Betroffenenarbeit zu schaffen. Zudem kritisierte er die Verzögerungen bei der Veröffentlichung von Missbrauchsgutachten in einzelnen Bistümern. Hier sei auch der Gesetzgeber gefordert, einen rechtlichen Rahmen für die Aufarbeitung von Missbrauch in Institutionen zu schaffen.