Kambodscha: Völkermord-Urteil gegen Rote-Khmer-Staatschef bestätigt

Kambodscha: Völkermord-Urteil gegen Rote-Khmer-Staatschef bestätigt

Frankfurt a.M., Phnom Penh (epd). Im Berufungsprozess gegen den einstigen Staatschef des Rote-Khmer-Terrorregimes in Kambodscha, Khieu Samphan, ist die Verurteilung wegen Völkermords bestätigt worden. Die Richter des UN-gestützten Sondertribunals in der Hauptstadt Phnom Penh lehnten die meisten Einsprüche der Verteidigung gegen das Urteil vom November 2018 ab. Die Verurteilung zu lebenslanger Haft sei gerechtfertigt, hieß es in der Erklärung der Richter vom Donnerstag. Damit ist das Urteil gegen den 91-Jährigen nach 16 Jahren Prozess rechtskräftig.

Khieu Samphan ist der letzte Überlebende der Führungsriege des Rote-Khmer-Regimes. Während deren Terrorherrschaft (1975-1979) kamen fast zwei Millionen Menschen ums Leben, starben in Arbeitslagern oder Gefängnissen, wurden gefoltert, hingerichtet oder verhungerten.

Khieu Samphan war wegen Völkermordes an ethnischen Vietnamesen und der muslimischen Cham-Minderheit schuldig gesprochen worden. 100.000 bis 500.000 Opfer der Roten Khmer waren Cham und geschätzte 20.000 ethnische Vietnamesen. Die Verteidigung wollte Verfahrensfehler geltend machen.

Khieu Samphan hat wiederholt erklärt, von den Verbrechen nichts gewusst zu haben. Mit ihm war im November 2018 auch der frühere Chefideologe der Roten Khmer, Nuon Chea, wegen der gleichen Vorwürfe zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nuon Chea starb vor drei Jahren im Alter von 93 Jahren. Schon im August 2014 waren beide Männer zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt worden, unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Das erste Urteil des UN-gestützten Sondertribunals erging im Juli 2010 gegen Kaing Khek Iev alias „Duch“ mit einer Gefängnisstrafe von rund 35 Jahren. In einem Berufungsverahren wurde der 2020 verstorbene Ex-Leiter des Folter-Gefängnisses „Tuol Sleng“ 2012 zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Rote-Khmer-Außenminister Ieng Sary starb 2013 mit 87 Jahren. Seine Frau, die einstige Sozialministerin Ieng Thirith, wurde wegen Demenz für nicht verhandlungsfähig erklärt und starb im August 2015. Der als „Bruder Nummer eins“ bekannte Diktator Pol Pot konnte nicht mehr juristisch belangt werden. Er starb 1998.