Ernährungsfachleute: Weniger Fleischkonsum zur Hungerbekämpfung nötig

Ernährungsfachleute: Weniger Fleischkonsum zur Hungerbekämpfung nötig

Berlin (epd). Menschen in reichen Ländern können nach Angaben von Ernährungsfachleuten durch weniger Fleisch- und Milchkonsum einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Hunger leisten. Getreidepreise könnten kurzfristig gesenkt werden, wenn in Europa die Schweinemast und dadurch die hohe Nachfrage nach Futtermitteln temporär gedrosselt würde, sagte der Agrarexperte und Vorsitzende des Beirats des katholischen Hilfswerks Misereor, Felix Prinz zu Löwenstein, am Donnerstag in Berlin mit Blick auf eine sich zuspitzende globale Ernährungskrise. Die betroffenen Betriebe sollten dabei entschädigt werden.

Die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin, Anja Bosy-Westphal, betonte, eine nachhaltige Ernährung müsse die attraktivste, günstigste und einfachste Alternative werden. Sie sprach sich unter anderem für eine Senkung der Mehrwertsteuer für gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornbrot aus.

Laut den Expertinnen und Experten unter anderem auch von Welternährungsprogramm, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und anderen Organisationen wird ein Drittel der weltweit verfügbaren Kalorien an Nutztiere verfüttert. Global etwa 80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden demnach für die Herstellung von tierischen Lebensmitteln genutzt, während fast zehn Prozent der Weltbevölkerung unter chronischem Hunger leiden.

Der Direktor der Deutschen Sektion des Welternährungsprogramms, Martin Frick, hob hervor, dass dringend langfristige Investitionen nötig seien, um den armen und krisengeplagten Ländern weltweit zu helfen, eine kleinbäuerliche, vielfältige und unabhängige Landwirtschaft aufzubauen. In der Vergangenheit habe man sich an eine Handvoll sehr standardisierter und bis vor kurzem noch sehr billiger Lebensmittel gewöhnt, sagte er. Dabei gebe es viele traditionelle Lebensmittel, die besser für die Versorgung der Menschen geeignet seien: In Indien beispielsweise seien Linsen viel weniger wasserintensiv und gesünder als Weizen. In afrikanischen Ländern südlich der Sahara seien Hirse und Sorghum besser angepasst.