Plauen und Leipzig bewerben sich gemeinsam um Einheitszentrum

Plauen und Leipzig bewerben sich gemeinsam um Einheitszentrum
Mehrere Städte in Ostdeutschland wollen Standort für das Zukunftszentrum Deutsche Einheit werden. Der Bund fördert den Neubau mit 200 Millionen Euro. Sachsen schickt ein Städte-Tandem ins Rennen.

Dresden (epd). Sachsen unterstützt die gemeinsame Bewerbung der Städte Leipzig und Plauen um ein „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) betonte am Mittwoch in Dresden die Authentizität der Orte als Ausgangspunkte der friedlichen Revolution. „Beide Städte stehen für die mutigen Menschen, die im Herbst 1989 Geschichte geschrieben haben“, sagte der CDU-Politiker.

Sachsen als Land der friedlichen Revolution und als Brücke zu Mittel- und Osteuropa sei in besonderer Weise für dieses Zentrum geeignet. Das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und europäische Transformation“ soll Erfahrungen und Brüche nach 1990 sichtbar machen. Der Bund will rund 200 Millionen Euro in das Projekt investieren.

Bis Ende September können sich Städte aus dem Osten Deutschlands um den Standort des Forschungs- und Veranstaltungszentrums bewerben. Das Land Thüringen favorisiert Jena. Für Sachsen-Anhalt ist Halle im Rennen, Brandenburg und Berlin unterstützen die Bewerbung von Frankfurt an der Oder. Noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung über den zukünftigen Standort fallen.

Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner (CDU) verwies auf die sehr unterschiedlichen Erfahrungen nach 1990. Die friedliche Revolution sei ein „Glücksfall in der Geschichte“, aber möglicherweise nicht für jeden persönlich, sagte er. Das neue Zentrum sei notwendig, um Transformationsprozesse der vergangenen mehr als 30 Jahre aufzuarbeiten.

Leipzig und Plauen seien Orte mit „enormer Symbol- und Strahlkraft“, sagte Zenner. Von hier aus seien die Impulse der friedlichen Revolution gesetzt worden. „Wer Geschichte authentisch aufarbeiten will, der muss das Zentrum nach Sachsen geben“, betonte der Kommunalpolitiker.

Die beiden sächsischen Standorte sollen laut Zenner und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) „auf Augenhöhe“ betrieben werden. Trotz Doppelstandort könnten die Kosten aus dem Budget gedeckt werden.

Mit dem sächsischen Konzept könnten zudem unterschiedliche Erkenntnisse transportiert werden, Leipzig stehe für die Erfahrungen in einer mittelgroßen Stadt, Plauen sei eine Stadt im ländlichen Raum, sagte Jung. In das Programm würden auch die Erfahrungen der Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler aus der früheren DDR aufgenommen.

„Das Zentrum soll die Identität der Ostdeutschen würdigen“, sagte Jung. Es gelte vor allem, einander zuzuhören. Am geplanten Standort Matthäikirchhof nahe der ehemaligen Stasiunterlagenbehörde - dem heutigen Archiv Bürgerbewegung in der „Runde Ecke“ - könnten Jung zufolge „die Stimmen der friedlichen Revolution“ zusammengeführt werden. Schwerpunkt in Leipzig solle der Dialog sein, in Plauen die Forschung. Dort ist der Neustadtplatz im Bereich der Elsteraue als Standort vorgesehen.

Ein „Zukunftszug“ soll durchs Land fahren, das Vorhaben bekannt machen und laut Jung „Erfahrungen von Menschen einsammeln“. Eine erste Probefahrt mit Schülerinnen und Schülern, Forschenden und Bürgerrechtlern ist am Donnerstag von Leipzig nach Plauen geplant.