Erleichterung über Einigung vor Olympia-Gedenkakt

Erleichterung über Einigung vor Olympia-Gedenkakt
Gäste aus Israel haben Teilnahme in Fürstenfeldbruck zugesagt
Ein würdiges Gedenken an die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 drohte zu scheitern. Nun steht eine Entschädigungssumme für die Hinterbliebenen der Opfer fest. Die Erleichterung ist groß.

München (epd). Nur wenige Tage nach der Einigung im Entschädigungsstreit wird am Montag in Fürstenfeldbruck in großem Rahmen der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 gedacht. Dass sich Deutschland und die Hinterbliebenen auf eine Entschädigung geeinigt haben, sei eine große Erleichterung, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin. So empfinde es auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Am Mittwoch hatten Bundesregierung und Hinterbliebene mitgeteilt, dass man sich auf eine „Gesamtkonzeption anlässlich des 50. Jahrestags“ geeinigt habe. Die Hinterbliebenen hatten ihre Teilnahme an dem Gedenken in Fürstenfeldbruck zunächst abgesagt, werden nun nach der Einigung aber teilnehmen. Auch der israelische Staatspräsident Izchak Herzog hat inzwischen seine Teilnahme zugesagt, zudem wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet.

Am 5. September 1972 hatten palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf in München die israelische Olympia-Mannschaft überfallen und mehrere Geiseln genommen. Die Befreiungsaktion am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck scheiterte. Am Ende kamen elf Israelis, ein bayerischer Polizist und fünf Geiselnehmer ums Leben.

Gastgeber beim Gedenkakt am Montag sind der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Fürstenfeldbrucker Landrat Thomas Karmasin (CSU), der bereits seit Mitte der 90er Jahre mit Gedenkveranstaltungen am Jahrestag an das Olympia-Attentat erinnert. Teilnehmen sollen neben anderen auch der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, die Präsidentin des Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, und der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU).

Dem 50. Jahrestag des Attentats vorausgegangen waren zähe Verhandlungen über Entschädigungszahlungen zwischen Bundesregierung und Hinterbliebenen. Regierungssprecher Hebestreit betonte am Freitag, dass die Einigung neben Entschädigungszahlungen eine weitere Aufarbeitung der damaligen Ereignisse vorsehe. Über Jahre quälende Fragen sollen beantwortet, Lücken in der Aufklärung geschlossen und damit die Grundlage für eine neue lebendige Erinnerungskultur geschaffen werden, sagte er.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums bestätigte, dass im Zuge der Einigung Anerkennungsleistungen in Höhe von 28 Millionen Euro vereinbart wurden. Davon soll 22,5 Millionen der Bund zahlen, 5 Millionen Euro Bayern und 500.000 Euro die Landeshauptstadt München.

Auch der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle äußerte sich im Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstag) erleichtert über die Einigung mit den Hinterbliebenen. Die Bundesrepublik habe die Chance genutzt, eine historische Verantwortung wahrzunehmen. Zugleich warf er den damaligen Verantwortlichen und Sicherheitskräften schwere Versäumnisse vor. Der Umgang mit den Hinterbliebenen sei eine „jahrzehntelange Schande“ gewesen: „Es ging um Vertuschen, Verschweigen, Verdrängen.“