Angstforscher Bandelow: Menschen reagieren flexibel auf Energiekrise

Angstforscher Bandelow: Menschen reagieren flexibel auf Energiekrise
29.08.2022
epd
epd-Gespräch: Charlotte Morgenthal

Ein Großteil der Menschen wird angesichts der Energiekrise dem Göttinger Angstforscher Borwin Bandelow zufolge flexibel nach Lösungen suchen und nicht in Panik verfallen. "Da kommt der Steinzeitmensch in uns durch", sagte der Professor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Für diejenigen, die schon jetzt am Rande des Existenzminimums lebten, werde es allerdings dramatischer, sagte Bandelow. "Manche Leute werden in Situationen kommen, die sie sich nie vorstellen konnten." Trotzdem gebe es in unserem Staat Möglichkeiten, diese Menschen aufzufangen.

Es könnten Notsituationen kommen, in denen Menschen alle Pullover übereinander anziehen müssten und ihnen immer noch kalt sei, sagte der Neurologe. Wenn es tatsächlich zu diesen "Horrorszenarien" komme und Menschen sich das Heizen nicht mehr leisten könnten, würden Betroffene wahrscheinlich in Turnhallen oder stillgelegten Impfzentren aufgenommen.

Insgesamt glaube er, dass die Gesellschaft mit der Energiekrise "fast eleganter" umgehen werde, als mit Corona, unterstrich der Wissenschaftler. Letztendlich sei es viel schlimmer, die Gesundheit zu verlieren, als massive finanzielle Einschnitte verkraften zu müssen. Wenn die Menschen hungerten oder beschossen würden, seien das existenzielle Nöte. "Aber wenn man Geld sparen muss, sind das keine primären Bedürfnisse", sagte Bandelow.