Spendenaufruf für Lübcke-Yozgat-Denkmal in Kassel

Spendenaufruf für Lübcke-Yozgat-Denkmal in Kassel

Kassel (epd). Das Regierungspräsidium Kassel ruft anlässlich des Geburtstages von Walter Lübcke am 22. August dazu auf, für die Realisierung des Denkmalentwurfs „86 Grad (WALTER HALIT)“ von Natascha Sadr Haghighian zu spenden. Insgesamt seien für das Kunstwerk auf dem Dach des Regierungspräsidiums 140.000 Euro veranschlagt worden, teilte die Behörde am Freitag mit. Sollte mehr Geld zusammenkommen, werde dieses je zur Hälfte an die Initiative „Offen für Vielfalt“ und das „Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus - für demokratische Kultur in Hessen“ weitergeleitet.

„Mit dem Kunstwerk wollen wir ein Zeichen für Demokratie und eine offene Gesellschaft setzen“, sagte Regierungspräsident Mark Weinmeister (CDU). Nachdem die technischen Details geklärt und das Einverständnis des Gebäudeeigentümers erfolgt seien, solle nun mit der Umsetzung begonnen werden. Der frühere Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke war am 1. Juni 2019 in seinem Haus in Wolfhagen-Istha von dem Rechtsextremisten Stephan Ernst erschossen worden. Halit Yozgat wurde am 6. April 2006 in seinem Internet-Café in Kassel von der rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU ermordet.

Der Entwurf der deutsch-iranischen Installations- und Videokünstlerin Sadr Haghighian sieht zwei jeweils fünf Meter lange und zweieinhalb Meter hohe Leuchtkästen vor. Diese sollen auf dem Dach des Regierungspräsidiums in einem 86-Grad-Winkel so positioniert werden, dass die Schenkel des Winkels jeweils auf die Orte zeigen, an denen Lübcke und Yozgat ermordet wurden. Die Künstlerin wählte die nach dem US-Bürgerrechtler Martin Luther King benannte Schriftart „Martin“. Sie soll einen Bezug zur Geschichte der gewaltfreien Kämpfe gegen Rassismus in der Welt herstellen.

Sadr Haghighians Arbeit besticht laut dem Votum einer Jury durch den „starken Signalcharakter“: Das Kunstwerk sei sowohl bei Tag als auch bei Nacht weithin sichtbar. Die Verbindung der auf die Vornamen reduzierten Nennungen schlage eine Brücke der Solidarität zwischen den beiden unterschiedlichen Opfern des rechten Terrors in Kassel. Zugleich werde ein wirksames Zeichen gegen das Vergessen und für das Eintreten für demokratische Werte formuliert.