Kenia: Knappes Rennen um das Präsidentenamt

Kenia: Knappes Rennen um das Präsidentenamt
Das Rennen um das Präsidentenamt in Kenia bleibt spannend: Vorläufigen Ergebnissen zufolge lagen die beiden Favoriten Odinga und Ruto nahe beieinander. Das amtliche Endergebnis wird frühstens für Donnerstag erwartet.

Nairobi (epd). Nach der Präsidentenwahl in Kenia bleibt das Rennen zwischen den beiden Favoriten Raila Odinga (77) und William Ruto (55) ausgesprochen knapp. Vorläufigen Hochrechnungen zufolge blieb am Mittwochnachmittag weiterhin offen, ob einer von beiden die erforderliche Mehrheit bekommt. Die Auszählung dauerte weiter an. Der Leiter der kenianischen Wahlkommission, Wafula Chebukati, sagte, das Ergebnis werde frühestens am Donnerstag verkündet. Die Wahlbeteiligung war historisch niedrig.

Schätzungen zufolge beteiligten sich um die 60 Prozent der 22 Millionen registrierten Wählerinnen und Wähler. Bei der letzten Wahl vor fünf Jahren gaben noch 80 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Die Abstimmung selbst verlief weitgehend friedlich. Beeinträchtigt wurde sie durch einige logistische Probleme und das Versagen der digitalen Systeme zur Identifizierung der Wähler in einigen Landesteilen. Neben dem Staatschef wurden auch die Abgeordneten des nationalen und der regionalen Parlamente sowie parlamentarische Frauenvertreterinnen und Gouverneure gewählt.

Medien, Parteien und zivilgesellschaftliche Gruppen haben anhand der Ergebnisse, die in den mehr als 40.000 Wahllokalen gemeldet wurden, ihre eigenen Auszählungen vorgenommen. Dass das offizielle Ergebnis der Wahlkommission erst später kommt, liegt daran, dass die Auszählungen der Wahllokale zunächst pro Wahlkreis zusammengeführt, überprüft und dann als offizielle Zahl pro Wahlkreis bekannt gemacht werden.

Bei der Wahl am Dienstag hatte der Oppositionskandidat Odinga die Rückendeckung des scheidenden Präsidenten Uhuru Kenyatta (60), der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Dennoch lag er am Mittwoch nach den verschiedenen vorläufigen Zwischenergebnissen immer wieder leicht hinter dem noch amtierenden Vizepräsidenten Ruto.

Odinga war mit dem Versprechen angetreten, den ärmsten zwei Millionen Familien monatlich knapp 50 Euro aus einem Sozialfonds bereitzustellen, weniger als die Hälfte des Mindestlohns. Der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Ruto hatte sich als Mann der Massen präsentiert, der sich hochgearbeitet habe. Beide Kandidaten verfügen über ein erhebliches Vermögen, was für die kenianische politische Elite die Regel ist.

Neben Korruption und der Veruntreuung von Staatsgeldern gehörten die drastischen Preissteigerungen der vergangenen Monate und die weitverbreitete Armut zu den bestimmenden Themen des Wahlkampfes. Trotz zahlreicher Versprechen wird sich an der Situation der Bevölkerung voraussichtlich wenig ändern. Kenia befindet sich in einer schweren Schuldenkrise, der finanzielle Spielraum der Regierung ist gering. Keiner der Kandidaten hat ein belastbares Wahlprogramm vorgelegt. Wie in Kenia üblich ging es vor allem um die Person der Kandidaten.

Ein Großteil der Bevölkerung ist von der Politik enttäuscht und erwartet wenig von einem Machtwechsel. Bereits im Vorfeld hatte sich ein entsprechend geringes Interesse gezeigt. Nur die Hälfte derjenigen, die erstmals hätten wählen dürfen, ließ sich für die Abstimmung registrieren. Beide Präsidentschaftskandidaten haben versprochen, ihre mögliche Niederlage anzuerkennen. Bei vergangenen Wahlen haben Behauptungen über Wahlfälschungen Gewalt ausgelöst, bei der Hunderte Menschen getötet und Zehntausende vertrieben wurden.