Soziologe: "Querdenken"-Szene wird wieder aktiv

Soziologe: "Querdenken"-Szene wird wieder aktiv

Berlin (epd). Nach erneuten Protesten in Berlin hat der Leipziger Soziologe Johannes Kiess vor der „Querdenken“-Szene gewarnt. „Ich würde die ganze Szene als antidemokratisch beschreiben“, sagte Kiess am Dienstag im RBB-Inforadio. Neben der Corona-Pandemie thematisiere die seit zwei Jahren aktive Szene unter anderem nun auch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen.

Der harte Kern der „Querdenker“ sei jetzt wieder auf der Straße, sagte Kiess, der an der Leipziger Universität lehrt. Am vergangenen Wochenende und am Montag hatten tausende Anhängerinnen und Anhänger der Szene in Berlin demonstriert.

Die gesellschaftliche Debatte werde unter anderem durch Hetzkampagnen nach rechts gerückt, indem Themen der „Querdenken“-Bewegung in den allgemeinen Diskurs eingespeist würden, sagte Kiess. So würden sich antidemokratische Motive auch in der Gesamtgesellschaft verfangen. Die Szene sei weiterhin online, etwa auf Telegram-Kanälen, sehr aktiv.

Kiess betonte, es sei schwierig zu sagen, wie viele Anhängerinnen und Anhänger der „Querdenken“-Szene rechtsextrem eingestellt sind: „Das Problem dieser Möchtegern-Bewegung ist, dass sie sehr heterogen ist, aber vereint ist in Verschwörungsideologie, Ablehnung der Demokratie und mit großer Gewaltbefürwortung auf die Straße geht.“ Die Stimmung werde von einigen Hauptakteuren angeheizt.