Baerbock: Weltklimakonferenz in Ägypten darf nicht bei Worten bleiben

Baerbock: Weltklimakonferenz in Ägypten darf nicht bei Worten bleiben
Konflikte, Hungersnöte und Preisschocks drängen den Kampf gegen den Klimawandel vielerorts in den Hintergrund. Beim Petersberger Klimadialog warnen Deutschland und Ägypten davor, wegen anderer Probleme im Kampf gegen die Erderwärmung nachzulassen.

Berlin (epd). Deutschland und Ägypten setzen nach eigenen Angaben auf klare Ergebnisse bei der Weltklimakonferenz im Herbst. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte bei einer Pressekonferenz mit Ägyptens Außenminister Samih Schukri zum Petersberger Klimadialog am Dienstag in Berlin, es müsse eine Einigung auf konkrete Schritte im Kampf gegen die Klimakrise geben, „damit es nicht bei Worten bleibt“. Baerbock mahnte: „Wir können die Klimakrise nicht aufschieben und deswegen können wir den Kampf gegen die Klimakrise auch nicht aufschieben.“ Das gelte auch dann, wenn andere Krisen womöglich wichtiger erschienen.

Schukri betonte, es müsse einen angemessenen Beschluss zur zeitnahen Unterstützung von Gemeinschaften geben, die stark unter der Erderwärmung litten. Das müsse jetzt umgesetzt und niemand dürfe zurückgelassen werden. Ägypten ist im November Gastgeber der 27. UN-Klimakonferenz. Dann sollen weitere Schritte beschlossen werden, die gewährleisten, dass die 2015 auf dem Pariser Klimagipfel von 195 Ländern ausgehandelte Vereinbarung erfüllt wird: die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Angestrebt ist eine Beschränkung auf 1,5 Grad.

Baerbock bekräftigte, dass über Schäden und Verluste durch die Erderwärmung - im englischen Jargon bei solchen Konferenzen „Loss and Damage“ genannt - intensiver gesprochen werden müsse. Sie warnte davor, mehrere Konzepte zur Bekämpfung der Klimakrise gegeneinander auszuspielen. Alle müssten nun zusammenstehen. Einen weiteren Aufschub und Kompromisse könne man sich nicht leisten, betonte sie.

Seit Jahren wird international über Schäden und Verluste gestritten, die Entwicklungsländern zum Beispiel durch den steigenden Meeresspiegel oder durch anhaltende Dürren entstehen. Ärmere Länder fordern von den Industriestaaten mehr Geld, weil sie historisch für den Klimawandel hauptverantwortlich sind. Bis vor Kurzem waren die reichen Länder zu konkreten Zugeständnissen in diesem Bereich aber nicht bereit.

Erst im Mai stellten die sieben reichsten demokratischen Industriestaaten (G7) unter deutschem Vorsitz auf Ebene der Ministerien für Klima, Energie und Umwelt in einem Kommuniqué erstmals den armen Ländern Hilfe bei Schäden und Verlusten in Aussicht. In dem Papier wurde anerkannt, dass es hierbei einer stärkeren staatlichen wie privaten Unterstützung „vulnerabler Länder, Bevölkerungen und vulnerabler Gruppen“ bedarf.

Auf Initiative Deutschlands soll bei der Klimakonferenz im November daher ein „Schutzschirm“ gegen Klimarisiken aufgespannt werden. Es handelt sich um ein Programm für Klimarisikoversicherungen, über die Schäden etwa bei Stürmen und Überschwemmungen ausgeglichen werden.

Beim Petersberger Klimadialog haben Vertreterinnen und Vertreter aus rund 40 Staaten mit Blick auf die Weltklimakonferenz in Scharm el Scheich am Roten Meer über die möglichen Maßnahmen beraten. Das internationale Gesprächsformat wurde 2010 auf Anregung der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als informelle Runde ins Leben gerufen, nachdem ein Jahr zuvor bei einer UN-Klimakonferenz in Kopenhagen Verhandlungen für ein weltweites Klimaabkommen vorerst gescheitert waren. Das erste Treffen wurde auf dem Petersberg bei Bonn ausgerichtet.