Solwodi registriert mehr Erstkontakte wegen häuslicher Gewalt

Solwodi registriert mehr Erstkontakte wegen häuslicher Gewalt

Koblenz (epd). Mehr Frauen haben die Hilfsorganisation Solwodi im vergangenen Jahr wegen häuslicher Gewalt kontaktiert. „Auch die Fälle von Zwangsheirat und sogenannter Ehrgewalt sind besorgniserregend angestiegen“, sagte die Vorsitzende der Frauenrechtsorganisation, Maria Decker, zur Vorstellung des Jahresberichts am Dienstag in Koblenz. Insgesamt 2.096 Frauen aus 110 Ländern haben sich demnach 2021 erstmals an Solwodi gewandt. Zu den häufigsten Gründen gehörten die Themenbereiche Asyl (20 Prozent) und Gewalt (17 Prozent).

Der Vorstand der Organisation kritisierte in dem Bericht den Umgang mit Asylsuchenden. Durch den Ukraine-Krieg sei eine Zweiklassengesellschaft entstanden. „Bei der Wohnungs- und Arbeitssuche sowie sonstigen Unterstützungsangeboten müssen Geflüchtete aus anderen Ländern zunehmend feststellen, dass sie benachteiligt werden“, heißt es. „Wir wünschen uns, dass die gleiche Offenheit und Willkommenskultur, mit der die Gesellschaft den Menschen aus der Ukraine begegnet, auch anderen Geflüchteten, die meist ebenfalls Krieg, Menschenhandel oder andere Formen brutaler Gewalt erfahren haben, zugutekommt.“

Seit 1992 bietet die Solwodi ein Rückkehr- und Reintegrationsprojekt für Migrantinnen an, die nicht in Deutschland bleiben möchten oder dürfen. Die Frauen erhielten Beratung und Begleitung in Deutschland sowie Kontakt zu Hilfsorganisationen in den Rückkehrländern. „Ziel ist es, eine Rückkehr in Würde und die Chance auf einen wirtschaftlichen und sozialen Neuanfang zu ermöglichen“, heißt es im Jahresbericht. Demnach konnten 2021 beispielsweise eine Kosovarin, die Opfer von sexualisierter Gewalt wurde, eine Ausbildung als Kosmetikerin machen und ihren eigenen Salon eröffnen und eine scheinbar von versuchtem Menschenhandel betroffene Kenianerin einen Laden für Motorradersatzteile aufmachen.

Solwodi - der Name ist die Abkürzung von „Solidarity with women in distress“ („Solidarität mit Frauen in Not“) - wurde 1985 von der Ordensschwester Lea Ackermann bei einem Aufenthalt in Kenia gegründet. Der Verein begann damit, Frauen beim Ausstieg aus der Zwangsprostitution zu unterstützen. 1987 richtete Solwodi auch in Deutschland Beratungsstellen und Notunterkünfte für Frauen ein, die Opfer von Menschenhandel, Zwangsheirat oder anderen Formen von Gewalt wurden. Zurzeit betreibt die Organisation bundesweit 19 Fachberatungsstellen und sieben Schutzeinrichtungen.